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Schau, so geht es leichter!

Wie Pferde manchmal mitdenken

Auf unserem (Urlaubs-)Reiterhof in Hnanice, Tschechien dürfen wir unterdessen unsere Pferde selbst vorbereiten und nach dem Reiten auch versorgen. Wir dürfen sogar im Stall helfen. - Normalerweise werden die Pferde dort für die Reiter vorbereitet. Diese kommen, reiten, zahlen und gehen. Die meisten wollen das so.

Einmal war es meine Aufgabe, einigen Pferden die Hufe zu säubern und danach einzufetten. Soweit kein Problem. Nur bei Nathan hatte ich meine Anfangsschwierigkeiten: Er ist - wie schon gesagt - sehr groß. Das größte Pferd dort im Stall. Die vorderen Hufe waren nicht weiter schwierig, die hatte ich genauso schnell fertig wie bei den anderen Pferden. Aber die Hinterhufe: Als ich mir den ersten Hinterhuf geben ließ, nach hinten heraus, wie es halt üblich ist, stand ich sehr beengt in der Ecke seiner Box. Ich konnte so gut wie nichts sehen, und mühte mich sehr ab.

Nach einer Weile begann Nathan seinen Huf zurückzuziehen. Ich hielt fest, da ich dachte: Naja, wie üblich: glaubt, nicht mehr auf drei Beinen stehen zu können. Er zog aber weiter, und ließ nicht locker. Also gab ich für einen Moment nach, um zu überprüfen, ob er einen ernsten Grund dafür hatte. Er hatte: Nun hob er seinen Huf nach vorn hoch, unter seinen Bauch. Dazu schaute er mich an, als wenn er fragen wollte: "Guck' 'mal, geht es so nicht viel leichter?". Ja, er hatte Recht. Es war zwar recht ungewöhnlich - schließlich holen Pferde in genau dieser Stellung zum Schlagen aus - aber es ging tatsächlich viel leichter.

Vielleicht kann man Pferden in passenden Situationen ja manchmal doch ein wenig mehr Vertrauen entgegenbringen, als wir das normalerweise gewohnt sind.