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Fütterung


Unter "Fütterung" verstehe ich hier die Art und Weise wie Futter zur Verfügung gestellt bzw. vorgelegt wird.

Das ist nicht ganz unwichtig. Bestimmt haben Sie schon des öfteren bemerkt, daß es im Zusammenhang mit Fütterungen zu Unruhe im Stall, Auseinandersetzungen auf der Koppel oder sogar zu ernsthaften Verletzungen gekommen ist. Woran liegt das?


Weide

In Pferdegruppen herrscht eine klare Rangordnung. Ranghöhere haben einige besondere Rechte und in bestimmten Situationen Vorrang vor den Rangniederen. Auf der Weide fällt das nicht weiter auf, denn es gibt überall genug zu fressen und es ist genug Platz da, um Ranghöheren auszuweichen bzw. Abstand untereinander zu halten.

Heufütterung

Ist das Gras abgefressen und muß Heu gefüttert werden, sieht das schon wieder ganz anders aus: Die Plätze, wo es Heu gibt, sind in ihrer Zahl begrenzt. Jetzt kommt die Rangordnung zum Tragen, in der der Ranghöhere zuerst ans Futter darf, die Rangniederen erst später. Bei Pferden mit ähnlichem Rang kann es auch schonmal zu "Rangeleien" kommen, manchmal auch zu Verletzungen.
Es gibt Pferdegruppen, in denen es keine Probleme an der Futterraufe gibt; alle stehen einträglich nebeneinander und fressen. In anderen Gruppen können sehr unverträgliche Tiere zu Problemen führen. Hier könnten eine zweite Futterraufe oder weitere Stellen, an denen es Futter gibt, zur Entschärfung der Situation beitragen.

Wenn man Futter auf die Koppel bringt, sollen zuerst die ranghohen, danach die rangniedrigen Pferde an von ihnen gewählten Stellen Futter erhalten. So vermeidet man überflüssige Unruhe in der Herde.

Fütterung im Stall

Auch im Stall und bei Einzelboxenhaltung sollte nach Möglichkeit die Rangfolge eingehalten werden. Ist das vom Arbeitsablauf her zu unpraktisch, sollte die Fütterung immerhin zügig durchgeführt werden. Beschleunigen kann man den Vorgang z.B. morgens, indem man sich am Abend davor, nach der Abendfütterung, bereits das Futter für den nächsten Morgen vorbereitet und vor jeder einzelnen Box portionsweise bereitlegt.

Leckerlis im Stall

Hm... Ein umstrittenes Thema. Sich da heranzuwagen ist leichtsinnig. Aber ich versuche es trotzdem einmal.
Viele Pferdemenschen geben ihren geliebten Vierbeinern immer mal wieder gern Belohnungen in Form von Leckerlis aus der Hand.
Allein daran ist noch nichts Falsches, wenn die Gabe von Leckerli denn gezielt und im richtigen Moment erfolgt. Manche "Kunststückchen" kann man Pferden nur mit Hilfe von Leckerlis beibringen (z.B. "Kompliment").

Um den richtigen Moment handelt es sich,
  • wenn mein Pferd gerade ein erwünschtes Verhalten gezeigt hat
  • ich dieses Verhalten gern belohnen möchte
  • ich die Häufigkeit dieses Verhaltens in Zukunft erhöhen möchte
Um den falschen Moment handelt es sich,
  • wenn mein Pferd gerade unerwünschtes Verhalten gezeigt hat
  • ich die Häufigkeit dieses Verhaltens in Zukunft verringern möchte
  • wenn (z.B. im Stall) weitere Pferde sind, die dann unruhig werden

Es ist also nicht sinnvoll, meinem Pferd Leckerlis ins Maul zu stecken, weil es heute größtenteils brav war, soeben aber nach meiner Hand geschnappt hat. Damit belohne ich das Pferd für's Schnappen und erhöhe dessen Auftretenshäufigkeit.
Vielleicht könnte man sich auch prinzipiell fragen, ob das im Stall erforderlich ist. Denn ich erzeuge Unruhe und Unzufriedenheit bei den anderen Pferden, die gerade nichts bekommen oder noch mehr wollen. Der positive Effekt der Leckerlis geht dabei sowieso vollständig verloren.

Noch mehr Leckerlis

Noch mehr Leckerlis

Oder eigentlich doch lieber weniger...
Ich habe Pferde kennengelernt, mit denen man kaum noch vernünftig
arbeiten konnte: Beim Putzen haben sie gebissen, immer wieder "Taschen-
kontrollen" gemacht, gerempelt, keinen Moment stillgestanden.
Dies setzte sich bei der Bodenarbeit fort, so daß sich kaum irgendetwas
etwas vernünftig üben ließ. Nachdem ein klares Leckerli-Konzept eingehalten
wurde, besserte sich das Verhalten dieser Pferde von Tag zu Tag:
Leckerlis gab es nun nur noch zur Begrüßung auf der Koppel und zum Abschied.
Zusatzfutter nach der Arbeit aus dem Futtereimer (und nicht mehr aus der Hand).
Zur Belohnung wurden die Pferde ab nun am Mähnenansatz gekrault o.ä.

Diese Pferde hatten bald verstanden, daß es nicht mehr wahllos Futter gab.
Also gaben sie auch ihre ständige Erwartungshaltung auf, standen still und
hörten mit dem Beißen auf.

Wichtig:
Bei der Fütterung von Pferden ist die Rangfolge der einzelnen Tiere zu beachten. Ranghohe erhalten ihr Futter zuerst.
Auf Leckerli-Gabe im Stall bzw. bei Anwesenheit weiterer Pferde sollte weitestgehend verzichtet werden.