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Nicht so schnell im Galopp!

Dies wird erst dann interessant, wenn wir - besonders auf Ausritten - auch schon galoppieren.

Warum werden Pferde im Gelände schneller?

Die allermeisten Pferde sind im Gelände gehfreudiger als in der Reithalle oder auf dem Reitplatz. Das hat verschiedene Ursachen: Durch die Reizarmut eines Reitplatzes ist es schwieriger, ein Pferd aufmerksam zu halten und zur Mitarbeit zu bewegen. Es scheint für das Pferd wenig Sinn zu machen, auf dem Reitplatz zu üben.
Im Gelände dagegen gibt es - auch bei bekannten Strecken - immer viel mehr zu sehen und zu entdecken als drinnen. Im Gelände fühlen sich die meisten Pferde wohler, da es ihrem natürlichen Lebensraum sehr viel näherkommt als die Reithalle. Es scheint also für ein Pferd viel mehr Sinn zu machen, sich draußen fortzubewegen. Denn dort haben wir Ziele, gibt es Wege, zu überwindende Hindernisse. Wenn wir Wendungen reiten, dann deshalb, weil wir dem Verlauf des Weges folgen oder Hindernissen ausweichen oder einfach in den Wald hineinreiten wollen. Auf dem Reitplatz, wenn wir scheinbar willkürlich irgendwelche Bahnfiguren reiten, liegt aus Sicht des Pferdes ein solcher Grund dagegen nicht vor.

Manche Pferde sind im Gelände sehr aufgeregt, sei es, weil sie Ausritte nicht gewöhnt sind, oder es einfach ihr Naturell ist. Solche Pferde können zum Beispiel im Galopp sehr schnell werden. Ähnlich interessant wird es, wenn sich zwei Pferde im Galopp ein Wettrennen liefern, und dabei vergessen, daß noch Reiter auf ihren Rücken sitzen, die mit der momentanen Situation vielleicht gar nicht so glücklich sind. Oder meinem Pferd geht es zu langsam voran, und es möchte daher das Tempo der Gruppe etwas beschleunigen...

Die natürliche aber falsche Reaktion des Reiters

Um solche Situationen geht es mir hier. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß man es dann als noch unerfahrener Reiter schnell mit der Angst zu tun bekommen kann. Man hat den Eindruck, die Situation und das Pferd nicht mehr unter Kontrolle bringen zu können. Man beginnt stark am Zügel zu ziehen, manchmal hält man sich sogar daran fest. Bestenfalls versucht man noch "Paraden", die aber von außen nicht mehr sichtbar sind, da sie nur noch aus Kraftänderungen zwischen 20 und 40 kg Masseäquivalent bestehen. Das Pferd hält dann einfach dagegen, so daß die Einwirkung, die ich über die Zügel erreiche, gleich Null ist. Mein Reitlehrer hat in solchen Situationen dann immer gerufen: "Paraden, Paraden!". Dabei hatte ich mir eingebildet, die ganze Zeit nichts anderes zu versuchen!

Wir reagiert man richtig?

Auf einem Ausritt hatte ich dann einmal das "Aha-Erlebnis": Da wir eine noch recht unsichere Reiterin unter uns hatten, paßte der Reitlehrer das Tempo vor allem im Galopp entsprechend an. Mein Pferd fand aber, daß das übertrieben war. Deshalb "arretierte" er die Zügel, erhöhte das Tempo und setzte zum Überholen an. Meine Paraden bewegten sich wieder zwischen 20 und 40 Kilo, als mir einfiel, was mir der Reitlehrer beim letzten Mal erklärt hatte: Ich begann wieder zu treiben, gab die Zügel einen Moment vollständig nach, und fing mit weichen aber deutlichen Paraden an. Dabei nahm ich die Zügel bei jeder halben Parade ein Stück mehr auf, wenn kein zu großer Widerstand von Seiten des Pferdes zu spüren war. So konnte ich den Pferdekopf ohne größeren Krafteinsatz Stück für Stück der Senkrechten annähern, wodurch das Pferd wieder versammelter und dadurch langsamer galoppierte. Ganz wichtig war dabei, jede Parade durch wirkliches und vollständiges Nachgeben abzuschließen. Tut man das nicht, zieht man sich ganz schnell wieder fest! Und: Das Treiben darf man nicht vergessen! Es kostet eine gehörige Portion Überwindung, das Pferd auch noch zu treiben, wenn es sowieso schon zu schnell ist. Aber stellen Sie sich das doch einmal aus der Sicht des Pferdes vor: "Ich renne mir hier fast die Lunge aus dem Hals, und der da oben treibt immer noch! Nun aber mal langsam!"