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Das Pferd ergreift die Flucht oder beißt beim Satteln

1. Auf dem Rücken in der Sattellage sehe ich stellenweise weißes Fell. Wenn ich die Stellen betaste, fühlen sie sich oftmals dicker an als die Umgebung. Dies zeigt mir nicht, daß mein Pferd ein niedlicher Schecke ist. Eher weißt das darauf hin, daß es in der Vergangenheit falsch gesattelt wurde. Die betroffenen Stellen waren schmerzhaft aufgescheuert und entzündet. Das heilt sehr langsam und tut sehr weh. Man nennt das "Satteldruck". Er kann entstehen, wenn der Sattel nicht fest genug ist und verrutscht, der Sattel nicht paßt, die Satteldecke Falten bildet, oder das Pferd nicht ausreichend geputzt wurde. Jetzt fürchtet es sich vielleicht vor dem Sattel.

2. Es ist nichts zu sehen oder zu tasten. Vielleicht leidet das Pferd unter "Sattelzwang". Es bekommt dann Angst und Panik, wenn der Sattelgurt zu schnell festgezogen wird. Wenn das in der Vergangenheit häufig passiert ist, vielleicht aus Zeitmangel oder Unwissenheit, flüchtet das Pferd schon, wenn es den Sattel sieht.

Solch ein Pferd muß vor dem Satteln natürlich angebunden werden. Damit ich das Pferd überhaupt erst einmal satteln kann, nehme ich den Sattel über den rechten Arm. Dann stelle ich mich neben den Pferdekopf, möglichst frontal, sehe dem Pferd in die Augen und lasse es durch leichten Zug am Halfter nach hinten (linke, freie Hand) und klares Kommando "Zurück!" einen Schritt zurücktreten. Der Anbindestrick hängt dann nicht mehr durch, und das Pferd kann sich deshalb nicht mehr zu mir umdrehen, um mich zu beißen. Es wird das im ersten Moment eventuell auch gar nicht versuchen: Durch das Zurückschicken haben wir dann für ein paar Momente die Rangordnung geklärt.
Dies nutzen wir aus, indem wir den Sattel vorsichtig und ruhig auflegen, und zwar deutlich zu hoch am Hals. Dann schieben wir den Sattel herunter in seine richtige Lage, nämlich den tiefsten Punkt, den wir erreicht haben, wenn das Herunterschieben des Sattels deutlich schwerer geht. So, nun haben wir schon wieder die Hände frei, um eventuelle Beißversuche zu verhindern. Außerdem ist das ein guter Zeitpunkt, das Pferd zu trösten und kurz zu streicheln. Den Sattelgurt lassen wir herunter, ohne daß die Schnalle an das Pferdebein schlägt. Dann machen wir ihn zunächst nur so fest, daß der Sattel gerade hält. Nach dem Trensen stellen wir den Gurt ein Loch fester. Nach dem Einstellen des linken Steigbügels noch ein Loch, ebenso nach dem Einstellen des rechten Steigbügels... Nach jedem Loch immer den Bauch in Gurtnähe einen Moment streicheln. Wenn die Einstellung zum Aufsteigen reicht, hören wir damit auf. Nachgurten können wir dann nach der ersten Schrittphase von oben.
Beim Auflegen des Sattels bitte darauf achten, daß die Satteldecke keine Falten schlägt, oder ein Teil des Sattelblattes umklappt. Pferde mit solchen Problemen stehen sonst oft kurz vor der Panik, bis die Falte wieder weg ist.

Wichtig:
Nicht satteln werde ich das Pferd, wenn es im Moment Schmerzen im Bereich der Sattellage hat. Das kann ich feststellen, indem ich mit meiner Hand mit mäßigem Druck auf beiden Seiten der Wirbelsäule entlangfahre. Versucht das Pferd auszuweichen oder spannt es die Muskeln stark an, hat es dort allem Anschein nach Schmerzen. Noch auffälliger ist das, wenn das Pferd in der Vergangenheit keine Probleme mit dem Satteln hatte. Dann sollte ich besser den Reitlehrer oder das Pflegepersonal informieren.