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Das Erschrecken der Fluchttiere



Fluchttiere erschrecken sehr leicht und häufig. Das liegt in ihrer Natur und macht uns den Umgang mit ihnen schwerer, wenn wir damit nicht rechnen und daher nicht entsprechend vorbeugen. Deshalb wollen wir uns mit dem Phänomen des Erschreckens ein wenig beschäftigen, um besser nachvollziehen zu können, was in einem Pferd beim Erschrecken passiert.

Warum erschrecken Pferde so leicht? Wovor erschrecken sie? Wie geht es Ihnen dabei?
Dazu zunächst eine einleitende Geschichte aus eigenem Erleben.

Der große Schreck

Es war früh am Morgen. Ich ging die Treppe hinunter, denn ich mußte zur Arbeit. Wie jeden Morgen um diese Zeit. Noch nicht ganz wach erreichte ich fast die letzte Treppe, als plötzlich in meinem linken Augenwinkel jemand oder etwas am Boden Kauerndes auftauchte. Ich bekam einen Schreck und dachte im ersten Augenblick, daß es da jemandem schlecht geht und er Hilfe braucht. Im zweiten Moment glaubte ich etwas Lauerndes zu erkennen und dachte an eine möglich Gefahr. Im dritten Moment erkannte ich, daß dort ein zusammengeklappter Rollator im Hausflur stand, der dort gestern noch nicht war.

Das ging alles sehr schnell, es waren - wie gesagt - nur drei Augenblicke. Aber für den Schreck und die beschriebenen Gedanken reichte die kurze Zeit aus. Ich könnte mir vorstellen, daß nahezu jeder von uns bereits eine ähnliche Situation erlebt hat. Es ist ja völlig normal, daß man mal etwas nicht gleich erkennt, vor allem, wenn es im unscharfen Randbereich des Sehfeldes zuerst auftaucht.

Wenn wir uns eine solche, selbst erlebte Situation ins Gedächtnis zurückrufen, können wir uns ansatzweise vorstellen, was in einem vergleichbaren Moment in einem Pferdekopf vorgeht. "Ansatzweise" deshalb, weil es doch einige Unterschiede gibt: Pferde sind Fluchttiere, daher treten Schreck und Angst bei ihnen sehr viel stärker in Erscheinung als bei uns Menschen. Dazu kommt folgendes Problem: Pferde wissen, daß es Raubtiere gibt. Sie wissen allerdings nicht, wie diese aussehen. Alles, was sie nicht gleich erkennen oder nicht kennen, könnte also ein solches Raubtier sein. Fluchttiere rennen erst einmal ein Stück weg, um dann aus sicherer Entfernung nachzuschauen, wovor sie eigentlich weggelaufen sind.

Was sitzt da in der Ecke?!


Ein zusammengeklappter Rollator.

Konsequenz für den Reiter

Wir Menschen sind aus pferdischer Sicht eigentlich Fachleute, was Raubtiere angeht: Wir wissen wie solche aussehen, und daß es in unserer Region keine mehr gibt.
Wir werden nicht verhindern können, daß ein Pferd mal etwas nicht erkennt. Aber wir können ihm vermitteln, daß wir dieses Wissen über Raubtiere haben, und daß wir beabsichtigen, es zu seinen Gunsten einzusetzen. Daß es sich also auf uns verlassen kann. Wenn wir das schaffen, hat ein Pferd nicht mehr soviele Gründe zu erschrecken.

Siehe:
Probleme beim Reiten - Pferd ist aufgeregt
Probleme beim Reiten - Keine Aufmerksamkeit
Reiten - Paraden