AugenPferde haben, wie bereits erwähnt, fast Rundumsicht. Das ist für sie in ihrer Eigenschaft als Fluchttiere sehr wichtig. Ist die Sicht eingeschränkt, sind sie oft unruhiger, da sie ja eine Gefahr eventuell übersehen könnten. Es gibt dann viel mehr Dinge, die sie aufgrund ihrer beeinträchtigten Sicht nicht gleich erkennen. Das macht sie nervös, denn das könnten z. B. Raubtiere sein. Dann wird vom Gehirn das Programm "Flucht" aufgerufen, was dazu führen kann, daß das Pferd scheut oder tatsächlich die Flucht ergreift. Hier sind wir Menschen wieder verstärkt gefragt. Wir müssen dem Pferd Auge sein und seine Einschränkungen ausgleichen. Das tun wir nicht anders, als bei anderen Pferden. Wir achten also auf die Ohren- oder Kopfstellung, auf Veränderungen der Muskelspannung und reagieren entsprechend mit halben Paraden am Zügel oder am Führstrick und fordern das Pferd für einen Moment verstärkt zum Vorwärtsgehen auf. Bei Pferden mit Beeinträchtigung des Sehvermögens wird dies lediglich häufiger nötig sein, als bei gesunden Pferden.HornhauttrübungIm nebenstehenden Bild sehen wir eine milchige Eintrübung, wahrscheinlich der Hornhaut des Auges, die im inneren Augenwinkel am stärksten ist, und sich, schwächer werdend, weiter über das Auge zieht. Nach vorn hat das Pferd auf diesem Auge die größte Einschränkung der Sicht, die allerdings teilweise durch das andere (linke) Auge sowie Aktionen im Gehirn ausgeglichen wird. Seitlich wird das Pferd seine Umgebung unscharf, etwas verschleiert wahrnehmen. Das führt dazu, daß es - wie oben schon erwähnt - rechts unsicherer ist und unruhiger reagiert, wenn Dinge in seinem Sichtfeld auftauchen, die es aufgrund der Beeinträchtigung nicht erkennen kann. Deshalb muß ich bei diesem Pferd - deutlich häufiger auf der rechten als auf der linken Seite - beruhigend und erklärend eingreifen und Entscheidungen bezüglich unseres weiteren Vorgehens treffen.Eine Heilung ist mit ambulanten Mitteln nicht möglich. Ob sich das Risiko einer Augenoperation in der Klinik rechtfertigen läßt, möchte ich nicht beurteilen. Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang, zu bemerken, daß solche Pferde sich meist sehr gut mit ihrer Einschränkung arrangieren, indem sie sich stärker an anderen Pferden orientieren. Auf Solo-Ausritten kommen sie gut zurecht, wenn der Reiter intensiv auf sie eingeht. Als Mensch muß man aufpassen, daß man sie aber nicht aus Mitleid verzärtelt, denn das würde sie nur noch mehr verunsichern. Im Gegenteil: schnelle Reaktion auf die Fragen des Pferdes, deutliche Kommunikation und Konsequenz bei der Durchsetzung der Entscheidungen geben dem Pferd die nötige Sicherheit. - Mit "Konsequenz" meine ich natürlich - Sie kennen mich ja schon - keine Schläge oder andere physische Gewalt. Mit "Konsequenz" meine ich lediglich, was das Wort im eigentlichen Sinne auch nur hergibt: An der Durchsetzung meiner Entscheidung dranbleiben und nötigenfalls den Druck rechtzeitig noch einmal verstärken. Solche Eintrübungen kann man bei relativ vielen Pferden sehen; so selten ist das Vorkommen also nicht. BindehautentzündungIm Bild sehen wir eine Bindehautentzündung. - Sehen wir eine? Es sieht aus wie eine. Ist aber keine. Dieses Pferd hat rötliche, gut sichtbare Bindehäute, solange ich es kenne. Auch die übrigen Symptome einer Bindehautentzündung fehlen vollständig. Es kommt also beim Erkennungen von Erkrankungen darauf an, auf Veränderungen gegenüber dem Normalzustand zu achten.Symptome: Entzündungszeichen (Rötung, Erwärmung und Schwellung) der Bindehäute eines oder beider Augen. Das Auge wird immer wieder zugekniffen und vor Licht geschützt. Ausfluß mit gelblichen Beimengungen. Pferd scheuert sich (Juckreiz). Ursachen: Entzündung durch Infektion, Verschmutzungen z. B. durch Fliegen oder Verletzung. Was tun: Pferd in den Stall bringen (Schutz vor Licht und weiteren Verschmutzungen). Pferd anbinden, damit es sich nicht am Auge scheuern kann, eventuell Auge mit Verband abdecken. Sind keine Fremdkörper oder Verletzungen zu erkennen, kann man bei leichtem Krankheitsbild zunächst bis zum nächsten Tag beobachten. Hat sich der Zustand nicht verbessert - Tierazt. Verletzung der HornhautSymptome: Das Pferd ist wie bei Bindehautentzündung lichtscheu und versucht sich zu scheuern. Es läßt niemanden freiwillig ans Auge.Ursachen: Solche Verletzungen können von eingedrungenen Fremdkörpern herrühren (Dorn, Draht) oder z. B. an vorstehenden Nägeln des Zaunes passiert sein. Was tun: Scheuern verhindern. Pferd in den Stall stellen. Eventuell Auge mit Verband abdecken. Tierazt! Periodische AugenentzündungDiese immer wiederkehrende Augenentzündung ist die Folge einer bakteriellen Infektion. Sie kann zur Erblindung des Auges durch vollständige Eintrübung führen; bei Übergriff der Infektion auf das andere Auge sogar beidseitig. Symptome: Im Entzündungsschub hat das Pferd starke Schmerzen. Nach zwei Wochen scheint das Auge eventuell wieder gesund. Die Entzündung kehrt aber unbehandelt nach einiger Zeit in einem neuen Schub zurück. Symptome sonst wie bei Bindehautentzündung. Langsam reagierende Pupille.Ursachen: Infektion durch Leptospiren (Bakterien) Was tun: Wie bei Hornhautverletzung. Tierarzt! Wichtig:
Hornhauttrübung - teilweise Eintrübung der Augenhornhaut - dadurch Beeinträchtigung des Sehvermögens - Ursache z. B. kleinere Verletzungen, Infektion durch Insekten Andere Augenerkrankungen Verletzungen der Hornhaut, Fremdkörper im Auge und entzündliche Veränderungen (rot, geschwollen, Ausfluß) sollten immer als Notfall betrachtet werden, da sie zur Erblindung des betroffenen Auges führen könnten. Bei periodischer Augenentzündung können schon beim nächsten Schub beide Augen betroffen sein. |