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Folgen falscher Haltung



Welche Auswirkungen haben Haltungs- und Fütterungsfehler wirklich auf die Gesundheit von Pferden?




Körperliche Auswirkungen

Viele Mechanismen im Körper des Pferdes funktionieren vergleichbar beim Menschen. Über den Menschen wissen wir z.B., daß der dauerhafte Mangel an Licht zu Vitamin-D-Mangel und dessen Folgen führt, aber auch Depressionen begünstigt. Anhaltender Schlafmangel kann ebenfalls zu bedrohlichen Gesundheitsschäden führen, und dies sowohl körperlicher als auch psychischer Art. Sauerstoffmangel führt zu Störungen im Stoffwechsel; schädliche Gase in der Atemluft schädigen die Atemwege oder andere Organe des Körpers. Bewegungsmangel hat Auswirkungen auf den Gesamtstoffwechsel, den Bewegungsapparat und die Psyche. Falsche Ernährung führt ebenfalls zu körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen...
Wenn wir solche Auswirkungen beim Menschen für selbstverständlich möglich halten, weshalb sollte das bei Pferden oder anderen Tieren so viel anders sein? Natürlich nehmen auch sie unter solchen Bedingungen Schaden.

Ist z.B. der Boden zu feucht und zu kalt, legen sich Pferde seltener hin. Zwar können sie auch im Stehen ruhen, Tiefschlaf ist aber nur im Liegen möglich. Andauernder Schlafmangel hat auch beim Pferd gravierende gesundheitliche Folgen.

Fehlen einem rangniedrigen Pferd die Rückzugsmöglichkeiten, so ist es durch die ständigen Zurechtweisungen der Ranghöheren permanentem Streß ausgesetzt. Bei Dauerstreß steigt aber der Kortisonspiegel im Blut, was die Aktivität des Immunsystems reduziert (Infektanfälligkeit!), und zu einem Abbau der Muskeln und zu Verhaltensauffälligkeiten führen kann.


Auswirkungen auf das Verhalten

Der Einfluß von Haltung und Fütterung auf das Verhalten von Pferden ist sehr viel größer als man zunächst annehmen mag. Und doch läßt sich das bei genauerem Hinsehen recht leicht aus den Haupteigenschaften der Pferde ableiten:

Als Herdentiere benötigen Pferde Kontakt zu Artgenossen. Als Steppentiere Platz, Licht und Luft. Als Fluchttiere Platz und Rückzugsmöglichkeiten. Pferde sind Grasfresser. Also sind sie auf große Mengen Rauhfutter (Gras, Heu) angewiesen.

Diese Haupteigenschaften machen den Charakter des Pferdes an sich aus und sind genetisch vorgegeben.

Können Bedürfnisse des Pferdes, die sich aus diesen genetischen Vorgaben herleiten, dauerhaft nicht befriedigt werden, führt das zu Verhaltensstörungen und oft sogar zu physischen gesundheitlichen Störungen.

Das wiederum führt zu einer verschlechterten Lebensqualität des Pferdes, zu erhöhten Kosten, z.B. durch tierärztliche oder verhaltenstherapeutische Behandlungen sowie zu einer eingeschränkten Nutzbarkeit des Pferdes.

Verhaltensstörungen sind schwer therapierbar. Je länger sie bereits bestehen, desto persistierender (haltbarer) sind sie. Auch deshalb ist Prophylaxe in Form von guten Haltungs- und Fütterungsbedingungen so wichtig.


Wichtig:
Können genetisch bedingte Bedürfnisse des Pferdes dauerhaft nicht befriedigt werden, führt das zu Verhaltensstörungen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

Haltungs- und fütterungsbedingte Verhaltensstörungen

Können Bedürfnisse nicht befriedigt werden, ist man unausgeglichener und leichter reizbar. Viele Menschen kennen das am Beispiel Hunger. Menschen, die lange allein sind, werden "wunderlich", führen Selbstgespräche, gewöhnen sich befremdliche Verhaltensweisen an. - Das ist bei Pferden nicht anders. Je länger ein wichtiges Bedürfnis nicht befriedigt werden kann, desto ausgeprägter und fester etablieren sich Verhaltensauffälligkeiten. Solche Verhaltensweisen können als Bewältigungsstrategien des betroffenen Individuums verstanden werden.

Koppen

Beim Koppen werden die Schneidezähne auf einem festen Gegenstand aufgesetzt, dadurch die untere Halsmuskulatur angespannt und Luft durch die Speiseröhre eingesaugt und wieder ausgestoßen.
Pferde, die in einer reizarmen Umgebung gehalten werden (Box), die wenig Kontakt zu anderen Pferden haben und / oder die zu wenig Rauhfutter (Heu) sondern stattdessen Kraftfutter erhalten, fangen oft an zu koppen.

Weben

Weber sind Pferde, die immer wieder die gleichen pendelnden Seitwärtsbewegungen mit Kopf und Hals ausführen. Oft haben oder hatten sie zu wenig Sozialkontakt, zu wenig Bewegungsmöglichkeiten oder zu wenig Rauhfutter (z.B. bei nicht fressbarer Einstreu).

Gitterbeißen

Das Pferd beißt mit den Zähnen auf einen Gitterstab und bewegt den Kopf rhythmisch, so daß laute Geräusche entstehen. Dabei werden die beteiligten Zähne abgewetzt. Die Ursachen können vielfältig sein, z.B. Schaffung von eigenen Reizen in einer reizarmen Umwelt, Futterneid gegen unverträgliche Boxennachbarn durch falsche Boxenbelegung, Fehler bei der Reihenfolge der Fütterung usw.

Je länger Verhaltensstörungen schon bestanden, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit, sie durch einfaches Abstellen der Ursachen zu beseitigen.