Startseite - Haltung und Fütterung - Wohngebiet


Das Wohngebiet der Pferde

Am besten wäre es, wenn man Wildpferde beobachten könnte, um etwas über ihr Wohngebiet oder ihren Tagesablauf herauszufinden. Echte Wildpferde gibt es nicht mehr. Es gibt verwilderte Hauspferde, die zum großen Teil oder sogar gänzlich sich selbst überlassen sind, also ohne Eingriffe des Menschen leben. Diese Pferde sind sicherlich geeignete Objekte der Forschung. Aber selbst durch die Beobachtung von Hauspferden, die ganzjährig auf großen Weideflächen leben, kann man vieles herausfinden.

Die Hengste der Pferde besetzen nur in seltenen Fällen Territorien; Pferde sind also nur selten territorial. Deshalb spricht man im Zusammenhang mit Pferden nicht von Territorien sondern von Wohngebieten.

Das Wohngebiet einer Gruppe von Pferden ist der Bereich, der alle wichtigen Fixpunkte enthält, die sie zum Leben braucht:

  • Schlafplatz
  • Wälzplatz
  • Tränke
  • Weideflächen
Diese Fixpunkte sind durch deutlich sichtbare "Trampelpfade", die immer wieder von allen Pferden benutzt werden, die sogenannten Wechsel miteinander verbunden. Auch auf Weiden oder Koppeln unserer Hauspferde kann man solche Wechsel häufig erkennen. Auch die typischen Stellen, auf denen sich die Pferde der Gruppe immer wieder wälzen, lassen sich oft gut ausmachen.

Interessant:
Wenn ich mein Pferd von der Koppel hole, benutze ich dazu ebenfalls die angelegten Wechsel, wenn ich sie bemerke. Das zeigt den Pferden auf der Koppel, daß ich mich genau wie sie wie ein normales Pferd verhalte.
Es ist mir schon passiert, daß ein Pferd sich erst dann von der Koppel führen ließ, als ich mit ihm einen von den Pferden angelegten Wechsel benutzte, statt quer über die Koppel den kürzesten Weg zu nehmen.


Ist eine ganze Gruppe z.B. zu einer entfernt gelegenen Wasserstelle unterwegs, gehen die Einzeltiere meist hintereinander in Einerreihe. Oft entspricht die Reihenfolge der Rangordnung, so daß die Gruppe von der ranghöchsten Stute angeführt wird. Der Hengst bildet das Schlußlicht, geht neben der Gruppe oder führt sie manchmal auch an.

Territorien, Wohngebiete und Streifgebiete

Wohngebiete, in denen Pferde leben, enthalten wichtige Fixpunkte, die die Tiere benötigen. Normale Wohngebiete werden nicht verteidigt. Natürlich verteidigt ein Hengst seine Stuten, wenn sich ihnen ein fremder Hengst nähert. Für einen menschlichen Beobachter mag es dann schwer zu unterscheiden sein, was da verteidigt wird. Territorien werden durch die Tiere besetzt und gegen Eindringlinge verteidigt. Pferde sind nur selten territorial. Ein Streifgebiet ist größer als ein Territorium oder Wohngebiet und beinhaltet das Territorium oder Wohngebiet. Streifgebiete verschiedener Gruppen können sich überlappen und werden nicht verteidigt. Begegnen sich zwei Pferde verschiedener Gruppen in einem Streifgebiet, so warten sie, bis eines der Tiere als erstes seinen Weg fortsetzt und sich entfernt. Dann setzt auch das andere seinen Weg fort.

Die Größe der Wohn- und Streifgebiete kann erheblich variieren. So wurden Streifgebiete von 1-10 km2 beobachtet, aber auch bis zu 200 km2. Dabei hängt das weniger von der Gruppengröße ab, als vielmehr von der Verteilung und Verfügbarkeit der Ressourcen (Futter und Wasser). Manchmal sind Wasserquellen bis zu einem Tagesmarsch entfernt. So kann es vorkommen, daß Pferde nur jeden zweiten Tag Wasser aufnehmen.