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Diamant

Vom weiten dachte ich, es wäre ein Rappe. Aber als ich näher kam, sah ich braune Stellen durchschimmern. Er ist ebenfalls ein junger Traber. Man hat vergessen, ihm zu sagen, daß er ein Wallach ist, kein Hengst. - Er liebt Stuten über alles!
Er war früher auf der Trabrennbahn, von dort wurde er verkauft. Die Reitlehrerin sagte mir, sie wisse gar nicht, was er da eigentlich sollte. Was er noch nicht immer kann, ist Galoppieren.

Putzen

Als ich zu ihm kam, war er ein wenig nervös. Aber ich habe sofort leise zu ihm gesprochen, ihn gestreichelt, und ihm den Striegel gezeigt, mit dem ich gleich losarbeiten würde. Den Sattel habe ich etwas sanfter aufgelegt und den Gurt langsam angezogen, weil er anfangs ausweichen wollte, und ich nicht genau wußte, ob er ein Problem damit hat. Der Rest ging problemlos. Zwischendurch habe ich ihn immer wieder etwas gestreichelt, und ihn gelobt, wenn er etwas richtig gemacht hatte.


Reiten

Vor dem Reiten sagte man mir, daß Diamant noch nicht soviel Erfahrung mit Dressur hätte. Er würde immer nur Anfänger auf seinem Rücken haben, und galoppieren könne er auch nicht so richtig. Also habe ich von Anfang an darauf geachtet, die Reiterhilfen so genau, wie es mir möglich war, zu geben. Immer wenn etwas gelungen war, habe ich ihn gelobt und kurz gestreichelt. Wenn nicht, habe ich mit trotzdem netter Stimme gesagt: "Das versuchen wir gleich nochmal!". Kurzum, ich habe versucht, es ihm möglichst leicht und angenehm zu machen. Was war das Ergebnis? Nach ein paar Minuten auf dem Reitplatz begann Diamant, sich große Mühe zu geben, es mir recht zu machen. Mit Eifer versuchte er, die gestellten Aufgaben so gut es ging zu erfüllen. Obwohl wir den kleinen Reitplatz benutzen mußten, sind wir sogar ein paar Mal galoppiert! Wir beide hatten eine Reitstunde lang zusammen viel Freude. Dabei machte er einen so liebenswerten Eindruck auf mich, daß ich ihn am liebsten mit nach Hause genommen hätte.

Überraschung

Das (vorläufige) Ende der Geschichte ist folgendes: Nachdem ich Diamant abgesattelt und versorgt hatte, stellte ich ihn in seine Box. Dann rief mich die Chefin zu sich und fragte mich aus: nach meiner Einstellung zu Pferden, was ich in ihnen sehe (Sportgerät oder Lebewesen), wie ich mit ihnen umgehe, was dabei meine Methoden sind. Ihr war aufgefallen, daß ich mit Diamant sehr gut zurechtgekommen war, und daß ich begeistert von ihm war. Sie fragte mich weiter, ob ich mich das nächste Mal nicht mit einem wirklich problematischen Pferd bekannt machen möchte.

Resumée

Na klar, ein bißchen stolz war ich insgeheim schon! Aber viel wichtiger ist: Was habe ich diesmal gelernt? Im Prinzip hat sich vollends bestätigt, was ich nach der Begegnung mit Starlight schon erahnte:

- Wir (Reitschüler) erziehen nicht (oder kaum) die Schulpferde, auf denen wir Reiten lernen.
- Wir erziehen uns selbst, durch mehr Wissen, Übung und dadurch mehr Sicherheit.
- Dadurch haben wir eine vorteilhafte Wirkung auf das Pferd vom ersten Moment an.
- Gerade am Anfang konsequent und trotzdem nett und rücksichtsvoll zu sein, macht uns schnell vertrauenswürdig.
- Das erleichert uns den Umgang mit unseren Pferden enorm.
- Rücksichtsvoll zu sein heißt auch, nur das vom Pferd zu fordern, was es (in diesem Moment) auch leisten kann.

Also nochmals zur Erinnerung und als Zusammenfassung:
Wissen (durch Lesen, Beobachten, Nachdenken) und Erfahrung (durch Übung) führen zu mehr Selbstsicherheit im richtigen Umgang mit Pferden, so daß diese uns als vertrauenswürdig ansehen. Dabei erleichtern ihnen unsere Konsequenz, Rücksicht und Freundlichkeit letztlich eine freiwillige Unterordnung.
Und genau das wollten wir doch erreichen!: Pferde, die gern für uns das tun, was wir von ihnen möchten.