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Trixi: Update





Nach zwei Jahren ist Trixi wieder bei der Kandare angelangt. Zumindest wäre das der nächste "normale" Schritt. Sie reagiert nicht mehr auf die Trense, läßt sich nicht mehr anhalten. Im Umgang ist sie wieder so schwierig wie zuvor. Unwillig. Abweisend. Auf Menschen nicht gut zu sprechen.




Diesmal hatte ich mir vor meinem Urlaub mit Trixi etwas einfallen lassen. Das letzte Mal mußte ich die Bodenarbeit rechtzeitig abbrechen, damit sie es nicht war, die mich bewegte. Denn eigentlich wollte ich ja die Rangordnung zwischen uns zu meinen Gunsten klären. Deshalb hatte ich diesmal an eine Gerte eine knisternde Plastiktüte befestigt und diese am Rand des neuen Reitzeltes plaziert. Zuerst ließ ich Trixi wieder frei und sich einen Platz suchen. Dann ging ich mit kreisendem Seil auf sie zu, um sie von dort zu vertreiben. Auch diesmal räumte sie nur provokativ unlustig ihren Platz für mich. Also holte ich meine preparierte Gerte und ging wieder auf sie zu. Ich hob und senkte die Gerte abrupt. Dieses Geräusch veranlaßte Trixi, eilends die andere Seite des Reitzeltes aufzusuchen. Nach etwa einer Minute wiederholte ich das Manöver; Trixi versuchte, zu widerstehen! Also bewegte ich die Gerte wiederholt auf und ab - Trixi verschwand im Galopp. Da sie zuvor dagegen hielt, hielt ich sie jetzt im Galopp, wendete sie mehrere Male, und bewegte jedesmal die Gerte, wenn sie an Tempo verlor. - Das klingt böse? - Nun, ich hatte ihr anfangs die sanftere Methode angeboten! Und die hatte sie nicht akzeptiert. Sie wollte sehen, ob das schon alles war, was ich drauf habe. War es nicht. - Aber im Grunde bin ich eigentlich gar nicht böse! Deshalb nahm ich schon nach ein paar Minuten allen Druck weg und stellte mich seitlich, um sie zu mir einzuladen. Sie nahm nicht an. Also setzte ich sie wieder in Bewegung, wendete sie und erhöhte kurzzeitig den Druck, wenn sie langsamer wurde. Sehr bald mußte ich mich fast gar nicht mehr bewegen, während sie galoppierte und auf meine Zeichen wendete. Immer wieder bot ich ihr an, daß wir diese Diskussion beenden könnten, indem ich mich seitlich drehte und sie einlud. - Um es abzukürzen: Es dauerte bestimmt eine halbe Stunde!! Dann kam sie sogar im Trab auf mich zu, blieb neben mir stehen, und folgte mir von da ab. Sie ging regelrecht synchron mit mir: vorwärts, seitwärts und rückwärts. Jetzt hatten wir die Basis geschaffen, auf der wir aufbauen konnten! (Auf dieser Basis konnten später auch die obigen Fotos entstehen.)

Am Nachmittag legte ich Trixi die Trense an und ging wieder mit ihr ins Reitzelt, um ihre Reaktionen auf die Trense zu verbessern und damit eine Grundlage für das Reiten am nächsten Tag zu legen. Ich stellte mich vor sie und zog an den Zügeln ganz leicht nach hinten. Sie schaute mich an und es sah aus, als wenn sie nachdachte. Deshalb ließ ich die Zügel los. Sie stand ganz still. Nach einer Minute zog ich noch einmal ganz leicht nach hinten - Trixi ging rückwärts bis ich wieder losließ. Verrückt! Sie hatte sich an unser letztes Training vor zwei Jahren erinnert! Ich lobte sie überschwenglich und ausdauernd. Danach übten wir noch ein wenig rückwärts nach rechts, rückwärts nach links... Das klappte hervorragend. Das mußten wir nicht weiter üben! Deshalb stieg ich fünf Minuten nachdem wir das Reitzelt betreten hatten, auf: ohne Sattel, ohne Helm! Denn ich hatte nicht damit gerechnet, am selben Tag noch zu reiten. Um ehrlich zu sein: ein wenig Angst war anfangs im Spiel. Aber völlig umsonst! Zweimal benutzte ich zum Anhalten noch die Reitplatzbegrenzung. Danach sind wir ganz normal im Schritt geritten.

An den nächsten Tagen habe ich Trixi ein Knotenhalfter unter die Trense geschnallt und dort Baumwollzügel eingehängt. So hatte ich zwei paar Zügel in der Hand, und zwar so, daß die Trensenzügel etwas länger waren als die am Knotenhalfter. Beim Annehmen wirkte dadurch zuerst das Knotenhalfter und erst dann - schwächer - die Trense. So wurde die Zügelführung noch leichter. Außerdem brachte ich ihr bei, auf Zurücklehnen und Stimmkommando "Woah!" anzuhalten ;-)

Um Trixi nicht nur mit Bahnfiguren zu langweilen, habe ich ein paar Kegel aufgestellt; mal als Slalom, mal als kleines Viereck. Solche kleinen Spielzeugkegel, die habe ich immer im Auto. Manchmal haben sie diese engen Wendungen ganz schön gefordert - um so mehr habe ich sie dann gelobt. Zwischendurch habe ich ihr immer mal wieder zwei Minuten Pause erlaubt. Sie hat sehr eifrig mitgemacht. An einem dieser Tage ist nach dem Reiten das Foto entstanden, auf dem wir entspannt und zufrieden zum Stall zurückgehen.




Als ich wieder zu Hause war, habe ich von der Reitlehrerin eine Erfolgsmeldung mit Video von der nächsten Reitstunde erhalten. Darauf war zu sehen, wie eine Reiterin scheinbar mühelos eine Runde im Einzelgalopp auf Trixi absolvierte. Da habe ich mich natürlich sehr gefreut und war stolz auf "meine" Trixi! Wenn man so intensiv mit einem Pferd arbeitet, baut man doch innerhalb kurzer Zeit eine Bindung auf.
Fazit
Man muß sich im richtigen Moment auch mal durchsetzen. Damit ist aber niemals die Anwendung von Gewalt gemeint. Wenn man die Rangordnung geklärt hat und einfühlsam und konsequent weiterarbeitet, kann man oft in kurzer Zeit viel erreichen. Dabei darf man dem Pferd seine Begeisterung über eine gelungene Übung ruhig deutlich mitteilen. Egal was eventuelle Zuschauer denken mögen. Und das Pferd darf ruhig den Eindruck gewinnen, daß wir nicht arbeiten sondern spielen.