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Wie sitze ich auf dem Pferd?

Dumme Frage? Nein, keineswegs. Im Gegenteil: Eine gute und wichtige Frage. Die Antwort entscheidet nämlich darüber, ob ich den Schritt meines Pferdes überhaupt beschleunigen kann, ob mein Pferd dahin geht, wohin ich will oder ob es in den Ecken abkürzt, ob ich es schaffe anzutraben, wie stark mein Muskelkater diesmal ausfällt bzw. ob meine Rückenschmerzen (und die des Pferdes!) nach dem Reiten besser oder schlimmer sind.
Es gibt verschiedene Sitzarten. Beim Erlernen des Reitens werden wir meist mit dem Dressursitz konfrontiert. Mit diesem Sitz hat man die stärkste Einwirkung auf das Pferd. - Ja, richtig gelesen: Auch mit dem Sitz wirken wir passiv und (später) aktiv auf das Pferd ein.

  1. Sitzen Sie gerade! Stellen Sie sich dazu vor, ganz wichtig zu sein: Kopf hoch, Blick gerade aus (nicht nach unten auf das Pferd schauen!), Brust 'raus. Schauen Sie dahin, wo Sie hinreiten möchten! So geben Sie sich und dem Pferd ein Ziel, und wenn es "nur" die nächste Ecke des Reitplatzes ist. Es ist Ihnen wichtig, dorthin zu kommen! Denn wenn das Pferd den Eindruck hat, daß es Ihnen egal ist, wohin Sie reiten, -- warum sollte es sich abmühen??
  2. Mit dem Becken, das ist so eine Sache... Man soll damit die Bewegungen des Pferderückens zulassen und mitmachen. Die Seitwärtsbewegungen werden vom Sattel fast herausgefiltert. Wichtiger sind deshalb zunächst einmal die "Schaukel"bewegungen, vor und zurück.
    Man kann sein Becken nach vorn kippen; dann entsteht das sogenannte Hohlkreuz. Kippt man das Becken nach hinten, entsteht eher ein Rundrücken. Versuchen Sie beide Extrema, solange das Pferd noch steht. Suchen Sie sich dann eine Position dazwischen, damit Sie die Schaukelbewegungen des Pferdes mitmachen können. Dabei werden Sie verstärkt Ihre Sitzbeine (Knochen) spüren, da diese den stärksten Kontakt mit dem Sattel haben (sollen). Achten Sie darauf!
  3. Die Beine lassen Sie hängen. Nein, nicht verkrampfen und dadurch die Fersen nach oben ziehen, sondern locker nach unten hängen lassen. Gar nicht so einfach, wenn man angespannt ist, nicht wahr? Dazu kommt noch dies: Beim Reiten legen Sie die ganze Zeit die Waden mit ganz leichtem Druck an den Pferdebauch, ohne den Kontakt aufzugeben (Das ist das Ziel!). Nur, wenn Sie treiben, verstärken Sie kurzzeitig den Druck.
    Was hat es mit der Aufforderung des Reitlehrers auf sich: "Hacken 'runter, Fußspitzen an's Pferd!" ? So soll es aussehen, wenn Sie reiten. Dazu drücken Sie k u r z die Hacken nach unten, drehen die Füße etwas nach innen, und lassen danach die Beine wieder locker hängen! Wenn Sie nämlich weiter die Hacken nach unten drücken, verkrampfen Sie wieder, geben Ihren stabilen Sitz auf, können nicht mehr mit den Waden treiben, nicht mehr die Pferdebewegungen mit dem Becken mitmachen, und die Bewegungen natürlich nicht mehr im Sprunggelenk abfedern, denn dieses ist ja bretthart.
    Man soll eine senkrechte Linie ziehen können vom Ohr über Schulter - Ellenbogen - Ferse.
  4. Die Arme hängen locker herunter; die Unterarme bilden praktisch die Verlängerung der Zügel. Auch hier müßte man durch Zügel und Arme eine Linie durchziehen können. Im Bild habe ich dies 'mal getan.
  5. Diesen soeben beschriebenen Sitz überprüfen Sie immer wieder während der Reitstunde:
    Gerade sitzen -- Becken in Mittelstellung -- Fersen herunter und Beine wieder hängen lassen.
    (Und dabei immernoch gerade sitzen!)