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Der äußere Zügel...

1: Innerer Zügel: Stellung fordern und wieder nachgeben  -  2: Äußerer Zügel: Stellung zulassen und halten ...ist nicht nur so wichtig, weil er vom Reitlehrer desöfteren angesprochen wird, oder weil er auch in Reiten-leicht-gemacht-Büchern so häufig fast mystisch erwähnt, aber nie richtig erklärt wird. - Nein, das hat noch andere Gründe!

Was machen wir eigentlich mit dem äußeren Zügel, oder was sollten wir mit ihm tun? Wozu dient er? - Wie die Bezeichnung schon vermuten läßt, gibt es ein "Innen" und ein "Außen". D. h.
  • wir brauchen den äußeren Zügel in Wendungen und auf dem Zirkel.
  • Während wir mit dem inneren Zügel durch kurzzeitiges Annehmen (zeitgleich zum Druck des inneren Schenkels) die Stellung des Kopfes fordern (1), geben wir mit dem äußeren Zügel nur genau soweit nach, wie wir die Stellung überhaupt zulassen wollen (2).
  • Der äußere Zügel muß ständig anstehen, d. h. ich darf den Kontakt zum Pferdemaul zu keiner Zeit verlieren.
Wichtig:
Mit dem äußeren Zügel begrenzen wir eine Wendung.
Das Pferd soll sich an den äußeren Zügel "suchend anlehnen".


Warum ist das Anstehen des äußeren Zügels also so wichtig?

Erstens, weil ich mit dem äußeren Zügel die Wendung begrenze. Viele Pferde würden den Zirkel rasch verkleinern, wenn der äußere Zügel nicht mehr ansteht. Besonders Pferde, die sowieso gern abkürzen, also ihre Energie möglichst sparsam einsetzen, nutzen einen vergessenen äußeren Zügel gern in den Ecken aus.
Zweitens, weil ich sonst, wenn ich nur innen Zug auf den Zügel ausübe (also einseitig!), dem Pferd die Trense durch's Maul ziehen könnte. Das kann für das Pferd unangenehm bis schmerzhaft sein.

Zum Vergleich: Den inneren Zügel könnte ich zeitweise durchhängen lassen. Die meisten Pferde behalten die Stellung auf dem Zirkel oder in der Wendung noch eine Weile bei. Bevor die Stellung des Kopfes (und damit auch die Biegung des Pferdekörpers!) wieder verloren geht, fordere ich sie erneut durch Annehmen und Nachgeben des inneren Zügels. Wenn ich dagegen mit dem äußeren Zügel zu sehr nachgebe, dann kann das sofort Auswirkung auf den Durchmesser des Zirkels haben, den ich gerade reite. Aus einer Wendung könnte dann u. U. eine Kehrtwendung werden.
Anmerkung: Eigentlich reagiert das Pferd völlig richtig, wenn es bei fehlendem äußeren Zügel den Zirkel verkleinert, die Wendung abkürzt, oder bei zu starker Einwirkung des inneren Zügels über die äußere Schulter ausbricht (und dadurch den Zirkel vergrößert oder stark gestellt geradeaus weitergeht)! Mit dem kurzzeitigen Annehmen des inneren Zügels fordere ich nicht nur die Stellung des Pferdes, sondern auch, daß es sich an den äußeren Zügel anlehnt. Wenn der aber nicht da ist...


Tip für die Praxis

Ein ganz häufiger Fehler ist dieser: Wenn ein Pferd seinen Kopf zur Seite dreht, sich in diese Richtung biegt und vielleicht sogar die Richtung dorthin ändert, zieht der Reiter am gegenüberliegenden Zügel, um das Pferd in der gewünschten Richtung zu halten.
Das ist nicht sehr effektiv, manchmal auch überhaupt nicht von Erfolg gekrönt, manchmal wehrt sich das Pferd sogar dagegen. Denn, was passiert dabei eigentlich?:

- Durch die Kopfdrehung hängt der Zügel auf dieser Seite durch.
- Durch Zug am anderen Zügel ziehen wir dem Pferd die Trense seitwärts durchs Maul.
- Wenn wir weiter ziehen, ziehen wir dem Pferd auch noch den Trensenring ins Maul (Aua!).

Was müßte aber richtigerweise passieren?:

- durchhängenden Zügel wieder aufnehmen!!
- erst jetzt gegenüberliegenden Zügel annehmen, dabei
- gleichseitigen Schenkeldruck
- allen Druck / Zug wieder nachgeben, sobald das Pferd wieder zurückgebogen ist.


So geht es viel, viel, viel leichter, als wenn man versucht, das Pferd einfach am Zügel zurückzuziehen. (Siehe nächsten Artikel "Der Zweite Punkt"!)