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Die Sprache der Pferde

dass das Pferd mit nach hinten angelegten Ohren seinen Unmut zum Ausdruck bringt, oder wenn es uns dazu noch die Zähne zeigt, dass es dann nicht lächelt, diese Erkenntnisse kann man schon der Standard-Literatur entnehmen.
Dieses Wörterbuch wäre sehr praktisch. Aber ich konnte die ISBN noch nicht herausfinden...
Wichtiger als diese Texte und Fakten hier zu wiederholen scheint mir jedoch, gezielt darauf aufmerksam zu machen, dass es sich hierbei tatsächlich um die Sprache der Pferde handelt. Pferde kommunizieren durch Körperhaltungen, Bewegungen und Reaktionen (Handlungen). Darin sind sie Weltmeister, und sie lernen deshalb auch sehr schnell, uns Menschen danach zu beurteilen. Diese Tatsache hat jederzeit Auswirkungen darauf, wie wir auf das Pferd wirken: Jedes Pferd sieht sofort, ob ich Angst habe, unsicher bin, Schmerzen habe, oder ob es mir gut geht und ich mich sicher fühle. Ein Pferd sieht noch viel mehr, und kann deshalb in kürzester Zeit herausfinden, ob ich vertrauenswürdig bin oder nicht. D. h. als Anfänger, der das alles noch nicht weiß, bin ich automatisch erst einmal nicht vertrauenswürdig! Kommen noch Unsicherheit und Angst hinzu, stehe ich in der Rangordnung auch noch unter ihm. Deshalb halte ich es für ganz wichtig, diese Sprache zu erlernen: Zu verstehen, aber auch ein wenig zu sprechen!
Damit verdiene ich mir den Respekt eines Pferdes. Das können ganz einfache Dinge sein. Angenommen, ich soll mein (Schul-)Pferd von der Weide holen, es will aber nicht mitkommen und läuft deshalb immer wieder weg. Dann könnte ich eine Handvoll Gras abreißen, mich einladend (!) zur Seite drehen, das Pferd nur noch aus dem Augenwinkel beobachten und weiter freundlich seinen Namen rufen und dabei die Hand mit dem Gras zeigen. Eventuell nähere ich mich dabei dem Pferd ohne direkten Augenkontakt auf bogenförmigen Linien von der Seite. Diese Methode funktioniert besser als "fluchen und hinterherrennen".

Wichtig bei alledem scheint mir aber auch Folgendes: Wenn ich nicht über die Denkweise eines Pferdes Bescheid weiß, werde ich auch seine Sprache nicht richtig verstehen können. Selbst, wenn ich alles über Ohren- und Schweifstellungen usw. auswendig gelernt habe.
Wichtig:
Eine Sprache ist immer von der Denk- und Sichtweise ihres Sprechers abhängig.


Und noch etwas: Pferde "sprechen" sehr schnell. Auch deshalb ist es nützlich, über die Hauptsorgen und Gedanken eines Pferdes Bescheid zu wissen. Je besser ich innerlich darauf vorbereitet bin, was mein Pferd in einer bestimmten Situation tun wird, desto schneller kann ich reagieren. Und je schneller ich dem Pferd durch meine Reaktion antworte, desto kompetenter erscheine ich in seinen Augen.
Der Rest ist Übung, kommt also mit der Zeit und ausreichendem Grundwissen sozusagen von allein.

Und wie übe ich Pferdesprache?
Mit meinem theoretischen Vorwissen stelle ich mich auf oder an eine Pferdekoppel und beobachte die Pferde. Ich versuche "Unterhaltungen" zwischen zwei Pferden zu verstehen: Wie nähert sich ein Pferd einem anderen (seitlich, frontal)? Wie reagiert das andere Pferd darauf, legt es die Ohren an, kommt es ebenfalls ein Stück auf das andere Pferd zu? Wenn zwei Pferde nebeneinander gehen: Welches geht ein wenig voraus, welches bleibt ein wenig zurück, also welches folgt? Wie läuft gegenseitige Fellpflege ab?
Wenn Sie häufig dasselbe Pferd reiten und es Ihnen möglich ist, sollten Sie unter diesen Aspekten vor allem "Ihr" Pferd beobachten und dadurch besser kennenlernen. Was frißt es am liebsten? Beifuß? Luzerne? Diesteln? Welchen Rang hat es gegenüber anderen Pferden? Hat es Freunde? Ist es häufig allein? ...