Blicke......spielen in der Pferdesprache eine bedeutende Rolle. Mit "falschen" Blicken kann es mir bei entsprechend sensiblen Pferden passieren, daß ich genau das Gegenteil von dem erreiche, was ich eigentlich vor hatte. Mit "richtigen" Blicken kann ich z. B. ein aufmerksames Pferd an der Longe zum Antraben und Angaloppieren bringen, ohne mit einer Peitsche wedeln oder gar schlagen zu müssen. Wie ist das möglich?Wenn ein Pferd ein anderes von seinem Platz vertreiben will, schaut es ihm u. a. direkt in die Augen. Am deutlichsten ist das zu sehen, wenn eine Leitstute ein anderes, meist junges Pferd zur Disziplinierung zeitweise aus der Herde vertreibt. Auch ein Raubtier schaut dem gejagten Beutetier direkt in die Augen. Der direkte Blickkontakt heißt für das Pferd also soviel wie "Geh weg!". Hole ich ein Pferd von der Weide und schaue ihm dabei in die Augen, schicke ich das Pferd vor mir weg. - Das Gegenteil von dem, was ich wollte! An der Longe bzw. am Seil kann ich diesen Blickkontakt nutzen, um das Pferd z. B. antraben zu lassen. Trabt es, nehme ich den Blick weiter nach hinten (Hals, Rücken). Will es wieder langsamer werden, sehe ich ihm wieder in die Augen. Bei sensiblen Pferden, deren Aufmerksamkeit ich habe, funktioniert das ganz gut. Inzwischen habe ich festgestellt, daß der direkte Blickkontakt auch einfach nur Druck erzeugen kann, oder sogar nicht einmal das, und das Pferd nicht in jeder Situation gleich wegschickt. Es ist situationsabhängig:
HändeVerstärken kann ich den vorher beschriebenen Blick-Effekt beim Longieren, indem ich dem Pferd kurz die erhobene, geöffnete Hand zeige und die Finger dabei spreize ("Krallenhand"). Diesen Anblick wird das Pferd mit dem eines Raubtieres in Verbindung bringen und deshalb schneller werden, denn meine Körpersprache beinhaltet nun plötzlich Elemente der Sprache von Raubkatzen. (Das ist dann also keine Pferdesprache.)In anderen Situationen, wenn ich ein sensibles Pferd in meiner Nähe haben will, muß ich also darauf achten, daß meine Hände geschlossen sind und sich ruhig verhalten (z. B. die Finger nicht nervös aneinander reiben). |