Startseite - Umgang - Kein eigenes Pferd

Und wenn ich kein eigenes Pferd habe?...

Das macht nichts. Hier geht's nicht um Bodenarbeit und Pferdeausbildung usw., wie das bei fast allen anderen Methoden der Fall ist. Hier geht es darum, gezielt an sich selbst zu arbeiten. Um mit einem Pferd klarzukommen, braucht man kein Round Pen, kein Longieren, kein Joining... Diese Möglichkeiten hat man normalerweise als Reitschüler überhaupt nicht.
Doch auch ohne eigenes Pferd kann man lesen, beobachten, lernen, sich interessieren, sich verändern.
Wichtig:
Die Grundlage der hier beschriebenen Methoden ist das Wissen um Sprache und Denkweise der Pferde. Dieses Wissen erleichtert uns den Umgang mit Pferden enorm und eröffnet uns ansonsten undenkbare Möglichkeiten Ungeahnte Möglichkeiten - Ein Beispiel . - Pferde müssen dieses Wissen nicht mehr erlangen. Sie können schon denken und sprechen wie Pferde. Deshalb können wir sehr gut ohne die Ausbildung unserer Schulpferde auskommen und uns auf unsere eigene Weiterbildung konzentrieren.
Unsere Arbeit an den Pferden, mit denen wir zu tun haben, wird sich auf die Maßnahmen beschränken, die wir für den alltäglichen Umgang und für das Reiten benötigen. Alles andere ist und bleibt Aufgabe des entsprechend ausgebildeten Stallpersonals. Mehr wird man uns auf den meisten Reiterhöfen auch nicht ermöglichen.

Man kann aber jede Gelegenheit im normalen Umgang nutzen: Will ein Pferd beim Putzen nach Aufforderung nicht zur Seite gehen, kann ich das mit ihm üben. Sofort. Will das Pferd, das gerade von mir geführt wird, immer wieder überholen, kann ich das mit ihm üben. Sofort. Niemand wird das bemängeln, wenn ich die Übungen mit dem eigentlichen, notwendigen Umgang verflechte. Wahrscheinlich wird das nicht einmal jemandem auffallen.

Man kann auch alle sich zusätzlich ergebenden Möglichkeiten nutzen, denn jede Minute, die ich aufmerksam mit einem Pferd zusammen bin, bringt mich ein Stückchen weiter. Ein Beispiel:
Lange Zeit ritt ich eine Stute, für die vieles aufgrund ihrer Vorgeschichte noch sehr aufregend war. Deshalb war sie oft recht naßgeschwitzt. Einmal meinte die Reitlehrerin: "Jörg, nach dem Putzen führe Cilly bitte noch trocken. Sie sieht ja furchtbar aus!" Das habe ich natürlich gern getan. Auf diese Weise konnte ich in den folgenden Wochen auf dem Reitplatz - völlig unbeachtet - Führtraining üben. Ich hatte vorher vieles darüber gelesen, und Cilly machte mir damals einige Probleme beim Führen. Alles paßte also gut zusammen. Es hat uns beiden geholfen, und niemand hat sich daran gestoßen, daß ich mit meinem Schulpferd "Bodenarbeit" gemacht hatte, denn niemand hatte es bemerkt.

Anmerkung: Ich sehe inzwischen das Führen eines Pferdes als die Königin aller sogenannten Bodenarbeit. Beim Führen kann ich innerhalb kürzester Zeit das Pferd kennenlernen und das Pferd mich. Ich kann dem Pferd meinen angestrebten Rang mitteilen usw.
Trotzdem kann uns natürlich z. B. das Longieren -->Longieren - wozu? Was benötigt man? Wie macht man das? es erleichtern, im Umgang mit Pferden sicherer zu werden. Falls man die Möglichkeit dazu hat, und sich dafür interessiert, kann man sich das Longieren durchaus beibringen lassen. Allerdings sollte man darauf achten, daß das Longieren ebenfalls in einer möglichst angenehmen Atmosphäre stattfindet. Also auch hierbei ist Lob erlaubt (finde ich), und Kommandos und Peitsche (nicht das Pferd treffen!) nicht schärfer als notwendig gebrauchen! Ein von mir gejagtes Pferd bringt mir dadurch nicht mehr Vertrauen entgegen!

Mehr Umgang und damit mehr Erfahrung mit Pferden bekommt man, indem man

  • rechtzeitig auf dem Reiterhof erscheint (ruhig 1 Stunde vor dem Reitunterricht)
  • sein Schulpferd vor und nach dem Reiten gründlicher und ausgiebiger pflegt
  • sogar beim Putzen und Satteln dem Pferd seine volle Aufmerksamkeit widmet
  • Anfängern bei der Pferdepflege, beim Satteln oder beim Trensen hilft
  • auf dem Reiterhof hilft, z. B. beim Füttern, Pferde hereinholen, Fegen der Stallgasse
In all diesen Situationen habe ich Berührung mit Pferden, die mich, wenn ich die gebotene Aufmerksamkeit selbst in diesen "prophanen" Situationen an den Tag lege, ein wenig weiter bringt und routinierter macht.

Später, wenn Sie mit Ihren Pferden bereits sicher und problemlos umgehen, können Sie den Umfang Ihrer Hilfestellungen anderen Reitern gegenüber erweitern und den Schwierigkeitsgrad dabei erhöhen:
Manche Pferde wehren sich beim Auftrensen gegen die Trense. Sie reißen den Kopf hoch, weichen nach hinten aus oder öffnen einfach das Maul nicht. Oftmals bitten dann die betroffenen Reiter um Hilfe. Hier könnten Sie z. B. still für sich den Ehrgeiz entwickeln, solche Pferde bald ohne Mühe und Gegenwehr in aller Ruhe aufzutrensen. Bleiben Sie dabei bescheiden - auch innerlich! Sagen Sie dem Reiter also: "Na versuchen wir's mal." anstelle von: "Kein Problem. Mach ich mit links!" Denn ich habe seit längerem den Verdacht, daß Pferde sofort bemerken, wenn wir uns vor den anderen profilieren wollen, und dann erst recht "auf stur schalten"...
Andere Pferde geben die Hufe nicht, wieder andere beißen beim Satteln. Hier gilt dasselbe: Üben Sie sich an solchen Pferden. Leise, mit innerer Ruhe und Bescheidenheit. Ohne Gewalt. Nur durch Pferdesprache. Und mit der Selbstsicherheit und dem Bewußtsein des Ranghöheren.