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Manchmal ist die Lösung einfach!

Nur muss man erst einmal darauf kommen!

Da Pferde - genau wie Menschen auch - Individuen sind, und sich deshalb individuell voneinander unterscheiden, gibt es im Umgang mit Pferden kaum Patentrezepte. Für uns geht es daher darum, nicht irgendwelche Maßnahmen auswendig zu lernen, sondern Prinzipien zu erkennen. Je mehr Prinzipien wir verstanden haben, je besser wir einschätzen können, was gerade in unserem Pferd vor sich geht, desto leichter fallen uns Problemlösungen.

Cilly war umgezogen. Sie stand nun in einem anderen Stallgebäude und hatte eine neue, hellere und größere Box bekommen. Komischerweise gefiel ihr das gar nicht. Sie wollte wieder in ihre alte "Dunkelkammer" zurück; nach Hause eben. Jedesmal, wenn man die Tür zu ihrer neuen Box öffnete, musste man sehr aufpassen, dass sie nicht entwischte. Beim Putzen musste sie deshalb angebunden werden. Dazu befand sich gleich neben dem Boxeneingang eine Kette. Dort band ich Cilly also von nun ab vor dem Putzen an. Allerdings war die Arbeit mit Cilly keine Freude mehr. Mit den Vorderfüßen stand sie außerhalb der Box, zog an der Kette und stand dadurch ingesamt extrem unruhig. Ein gefahrloses Arbeiten war eigentlich nicht mehr möglich. Für mich ein schwerwiegendes Problem, das mich jedesmal unter Zeitdruck brachte. Einmal kam eine andere Reiterin dazu, die ihr Pferd nicht putzen musste, da sie es von einem anderen Reiter übernahm. Sie versuchte mir zu helfen, indem sie Cilly beruhigte: Mit heller, eindringlicher Stimme versuchte sie, beruhigend auf Cilly einzuwirken. Das verschärfte die Situation enorm. Nun kam ich mit dem Putzen gar nicht mehr voran. Mehrfach bat ich die Reiterin, woanders zu helfen. Ohne Erfolg. Bald verlor ich die Nerven, und sagte ihr unumwunden, dass sie mich bei der Arbeit behindern würde, da sie mit ihrer Art Cilly nur noch mehr aufrege. Da die verbleibende Zeit bis zum Beginn der Reitstunde bereits knapp war, solle sie mich und mein Pferd endlich in Ruhe lassen.
Natürlich ärgerte mich hinterher, dass ich die Nerven verloren hatte. Das war sonst nicht meine Art. Deshalb grübelte ich bis zur nächsten Reitstunde intensiv über eine Lösung nach. Dann hatte ich es: Beim nächsten Mal nahm ich einen Führstrick und band sie in der Mitte des Trenngitters zur Nachbarbox an. So hatte sie nicht einmal mehr die theoretische Chance, die Tür ihrer Box zu erreichen. Ab sofort stand sie deshalb wieder viel ruhiger, fast wie früher, so dass ich mit dem Putzen und Satteln wieder ausreichend schnell voran kam.

Manchmal ist die Lösung einfach!