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Hufe säubern


Warum müssen die Hufe gesäubert werden?

Dazu hier zunächst ein unschönes Beispiel:

Die vier Hufe des Pferdes nehmen eine enorme Last auf, nämlich die des gesamten Pferdes. Das sind je nach Größe des Pferdes einige hundert Kilogramm. Beim Reiten kommt natürlich noch das Gewicht des Reiters hinzu. Jeder (auch kleine) Schaden am Huf wirkt sich deshalb auf dessen Stabilität aus und kann das Pferd in seiner Bewegung einschränken und sogar Schmerzen oder irreversible Schäden verursachen. Schäden am Huf können durch Fremdkörper (z. B. Steinchen) oder dauerhafte Einwirkung von Feuchtigkeit (z. B. Mist) entstehen.

Das Reinigen der Hufe hat deshalb folgende Ziele:
  • Entfernen von Mist und Schmutz und darin verborgenen Steinchen
  • Entfernen von bereits in den Huf eingedrungenen Steinchen
  • Entdecken von vorhandenen, unter dem Schmutz verborgenen Hufschäden

Aufnehmen der Vorderhufe

Bevor ich mit den Hufen irgendetwas tun kann, muß ich sie aufnehmen können. Manche Pferde geben die Hufe von allein, wenn man nur mit dem Hufkratzer in deren Nähe kommt. Andere Pferde tun so, als hätten sie die Absicht des Reiters gar nicht bemerkt, und wollen genauer auf das Bevorstehende aufmerksam gemacht werden. Das ist für einen Anfänger gar nicht so leicht, wenn es ihm nicht richtig erklärt wurde. Im Folgenden versuche ich das deshalb nachzuholen.

(Meine rote Gesichtsfarbe auf den folgenden Fotos hatte weniger die Anstrengung als vielmehr die große Hitze an diesem Tage zur Ursache.
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Ich stehe dicht am Pferd (Körperkontakt ist dabei erlaubt!), entgegengesetzt zum Pferd, d. h. ich schaue in Richtung Hinterteil des Pferdes. Meinen Fuß stelle ich vor den Huf des Pferdes. Mit der zum Pferd hingewandten Hand fasse ich das Bein relativ weit oben an. Nun gleite ich mit spürbarem Druck mit der Hand nach unten-innen und umfasse dabei ständig das Bein mit der Hand, die letztlich an der Vorderseite des Pferdebeines zu liegen kommt. Nun lehne ich mich mit meiner Schulter kurzzeitig gegen das Pferd und sage "Huf!". Dabei nehme ich den Huf nach oben auf. Das Pferdbein drücke ich nun direkt gegen mein eigenes Bein, welches dadurch in der Fesselbeuge des Pferdebeines sehr schön anliegt. Dadurch habe ich viel mehr Halt und kann leichtere Zuckungen des Pferdebeines ohneweiteres halten, was auch das Pferd spürt und sich deshalb sicherer fühlt.
Ich habe dabei die ganze Zeit seitlichen Körperkontakt mit dem Pferd. Dadurch spürt es meine Absicht sowie meine Sicherheit und wird ebenfalls gelassener. Woher habe ich übrigens meine Sicherheit? Bevor ich ans Pferd herantrete, stelle ich mir bildhaft vor, wie ich das Pferdebein bereits in der Hand habe. Dies beeinflußt meine Körperhaltung und -spannung, die das Pferd ja lesen und durch den Körperkontakt spüren kann. Es erkennt so von vorn herein meine Absicht. Da ich ja bereits das Bild des erfolgreichen Ergebnisses vor Augen habe, bin ich selbst auch zuversichtlicher und sicherer, daß ich den Huf aufnehme. Genau das Gegenteil würde passieren, wenn ich mir stattdessen Gedanken machen würde wie: "Bestimmt gibt er den Huf wieder nicht...!". Diese Vorgänge laufen unbewußt in unserem Kopf ab. Deshalb beeinflussen diese inneren Bilder uns sehr nachhaltig.


Aufnehmen der Hinterhufe

Das Aufnehmen der Hinterhufe unterscheidet sich aufgrund der unterschiedlichen Anatomie von Vorder- und Hinterbeinen ein wenig.
Wieder stehe ich dicht am Pferd. Das Hinterbein umfasse ich von innen, sage wieder "Huf!" und drücke das Bein nach hinten heraus. (Die meisten Reiter fassen das Pferdebein weiter unten an. Dann muß ich aber meinen Kopf auch weiter nach unten beugen, der sich dann natürlich auch näher am Huf befindet. Wieder andere umfassen das Hinterbein anfangs genauso wie das Vorderbein. Dann muß ich mich mit dem Kopf aber noch tiefer herunterbeugen, bevor ich überhaupt mit der Hand zufassen kann.) Dabei stelle ich mein eigenes, im Kniegelenk gebeugtes Bein an die Stelle, wo vorher der Huf stand. Nun kann ich das Pferdebein auf meinem eigenen Bein ablegen. Das Sprunggelenk des Pferdebeines fixiere ich unter meinem Arm in der Achselhöle. Die Hand hält den Huf. So habe ich das Bein gut im Griff. Da auch das Pferd diesen sicheren Griff spürt, wird es viel weniger versuchen, sich der Hufpflege zu entziehen.

Reinigen der Hufe

Was muß eigentlich genau ausgekratzt und gereinigt werden? Und kann ich dabei etwas kaputt machen? Worauf muß ich deshalb also achten?
Nachdem ich ggf. den Huf grob vom Schmutz befreit habe, kratze ich beidseitig den Strahl aus. Im Bild ist der rechts sichtbare Teil bereits sauber. Dazu ziehe ich mit dem Hufkratzer den Schmutz von hinten nach vorn aus dem Strahl. Geht das zu schwer, versuche ich - notfalls auch in mehreren Schichten, den Schmutz herauszuhebeln. So vermeide ich unkontrollierte Bewegungen durch Abrutschen, wobei ich mich oder das Pferd mit dem Hufkratzer verletzen könnte. Nun säubere ich auch die sogenannte Linea alba, die weiße Linie, die sich am äußeren Hufrand entlangzieht. Hier setzen sich manchmal kleine Steinchen fest, die man ebenfalls entfernen muß, damit nicht der Hufrand durch weiteres Eindringen der Steinchen zerstört wird. Die Linea alba ist natürlich nur bei unbeschlagenen Hufen sichtbar. Ein Hufeisen verdeckt diese Linie, so daß dann aber auch keine Fremdkörper eindringen können. Hier sieht man die Linea alba nochmal deutlicher. Die Spitze des Hufkratzers befindet sich im hinteren Ende der Linie. Der links sichtbare Teil ist bereits weithehend gesäubert.

Im rechten Strahl kann man erkennen, daß sich dort eine Hornwand gelöst hat und etwas nach innen steht. Das ist nicht weiter schlimm, es behindert nur etwas die Strahlreinigung. Deshalb habe ich das nach dem Reinigen der Hufe mit dem Hufmesser nachgeschnitten.
Noch eine Anmerkung zum letzten Satz: Als Schulpferdereiter darf man selbstverständlich nicht an den Hufen der Pferde "herumschneiden". Aber auch dann, wenn man ein eigenes Pferd oder eine Reitbeteiligung hat, erfordert auch das simple Nachschneiden des Strahls eine gehörige Portion Übung. Das Hufmesser ist sehr scharf und muß es auch sein, deshalb ist die Verletzungsgefahr für Mensch und Pferd hoch. Und ein Fehler ist i. A. nicht mehr korrigierbar.
Deshalb läßt man sich das vom Schmied zeigen, bevor man sich ganz vorsichtig herantastet und anfangs viel zu wenig Material wegschneidet als möglich wäre. Auch das Glattraspeln der Hufränder kann man sich zeigen lassen, damit sich das Pferd an abstehenden Teilen des Hufrandes nicht verletzt.
NIEMALS aber nimmt man als Laie am Pferd Stellungs-verändernde Maßnahmen vor, d. h. nie schneidet man soviel Hufmaterial weg, daß die Hufstellung dadurch verändert wird!! Dazu ist der Hufschmied da!