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Saphir! - Zauberworte?

Es gibt eine schöne, verfilmte Geschichte über ein arabisches Mädchen: "Zaina - Königin der Pferde". Es ist ein wunderschönes Märchen sogar für “Große”, die sich etwas Phantasie und (Mit-)Gefühl bewahren konnten.

Es war einmal irgendwann irgendwo in Arabien... Als das Mädchen Zaina noch sehr jung war, starb ihre Mutter durch einen Unfall. Deshalb nahm ihr Vater, der bis dahin noch gar nichts von ihr gewußt hatte, sie auf. Er war zu dieser Zeit mit einer Gruppe von Männern unterwegs nach Marrakesch zu einem besonderen Pferderennen. Auf dem mehrtägigen Weg dorthin lernten Vater und Tochter sich kennen. In einer Welt, in der Frauen und Mädchen nicht geachtet wurden, war das kein leichtes Unterfangen. Obwohl Zainas Vater zunächst nicht einmal wollte, daß sie auf dem Weg nach Marrakesch überhaupt auf einem Pferd saß, brachten es die Umstände mit sich, daß er ihr später sogar das Reiten beibrachte. Zaina war neben ihrem Vater die Einzige, die an dessen Pferd Zingal herantreten und es anfassen konnte. Andere Menschen duldete Zingal nicht. “Wenn du ihn einmal beruhigen mußt, dann sage ihm sein Wort, hörst du? Es heißt ‘Saphir’.”, sagte ihr Vater. Das Ende des Films läßt keinen Zweifel mehr daran, daß Vater und Tochter zueinander gefunden haben.


Mehr möchte ich von der Geschichte nicht preisgeben. Schauen Sie sich den Film selbst an! Mit der ganzen Familie; keiner wird es bereuen.

Warum erzähle ich Ihnen überhaupt von dieser Geschichte? Zum Einen, weil sie wirklich wunderschön ist. Zum Zweiten, weil sie doch tatsächlich einen frappierenden Lehrpunkt für uns enthält.
Sein Wort. Saphir. Das klingt schon ein wenig märchenhaft, nicht wahr? Der Film ist ja auch soetwas wie ein Märchen. Da ist das erlaubt. Alles klar!
Nicht ganz. - Das Wort meines Pferdes Guy ist "Prima!". Mit gerolltem "r" und langem "i". Jetzt spinnt der Brehmer vollständig, werden Sie denken. Jetzt hebt er ab! Mir hatte die Idee aus dem Film gefallen: Ein einziges Wort, um das Pferd zu beruhigen - das wär’s doch! Also probierte ich es aus.

Schon zuvor hatte ich, immer, wenn mein Pferd etwas richtig gemacht hatte, zu ihm gesagt: "Prriiima!". Dieses Wort kannte er also schon als etwas Positives, und mir rutschte es sozusagen in solchen Situationen bereits von allein heraus. Oft senkte er dann ein wenig seinen Kopf und wirkte etwas entspannter als zuvor. Daher knüpfte ich daran an, und suchte mir als Lob einfach ein anderes Wort. Von nun an sagte ich sein Wort "Prriiima!" vor allem immer dann, wenn er zufrieden und ruhig aussah. Wenn er mit gesenktem Kopf ruhig neben mir herging, wenn er das Putzen mal ganz entspannt genoß, wenn er nach dem Ausritt seine Belohnung ruhig aus dem Futtereimer fraß, wenn er sich aus einer Aufregung heraus wieder beruhigt hatte und natürlich weiterhin, wenn er etwas richtig gemacht hatte und dabei ruhig und entspannt war. Dazu zählte sogar, wenn er beim Putzen einfach nur mit gesenktem Kopf stillstand. Dabei darf man das Wort aber nicht ständig vor sich hinbrabbeln und somit inflationär benutzen. Wenn das Pferd ruhig und entspannt stillsteht, wird es einmal mit dem Wort angesprochen. Wenn es ruhig und entspannt einen Huf gegeben hat, und man den nach dem Auskratzen sanft wieder absetzen konnte, wird es ebenfalls einmal mit dem Wort angesprochen. Wenn mir beim Reiten auffällt, das mein Pferd gerade ganz ruhig mit gesenktem Kopf im Schritt geht, so wie es soll, sage ich einmal sein Wort: "Prriiima!".


Und siehe da: es funktioniert tatsächlich! Unterdessen kann ich das Wort schon benutzen, damit Guy sich beruhigt und seine Aufmerksamkeit wieder mir zuwendet. Je mehr ich das mit ihm "übe", indem ich das Wort in den richtigen Situationen benutze, die für ihn angenehm und beruhigend sind, desto stärker wird die Wirkung des Wortes. Bis das funktioniert, können allerdings viele Wochen vergehen. Das erste Mal ausprobieren sollte man die Wirkung auch erst nach einigen Wochen, und auch nur, wenn es wirklich erforderlich ist. Sonst verwässert man die Bedeutung des Wortes. Denn das Wort soll ja grundsätzlich mit angenehmen Erfahrungen und mit Ruhe und Entspannung verbunden sein. Benutzt man das Wort zu früh oder zu häufig im Ernstfall, verbindet das Pferd das Wort nicht mehr ausschließlich mit Entspannung. Das Wort verliert seine Wirkung wieder. Und - zugegeben: es funktioniert nicht immer. Mein Pferd Guy hat wegen seines Asthmas manchmal ganz schlechte Tage. An solchen Tagen beruhigt ihn kaum etwas. Jedenfalls nicht dauerhaft. Allerdings ist das auch zu verstehen: Käme ein Raubtier, könnte er wegen seiner Atemnot nicht wegrennen...

Wenn man immer dasselbe Pferd reitet, lohnt es sich auf jeden Fall, das Wort auszuprobieren. Denn es kostet ja keinerlei Mehraufwand an Zeit oder Mitteln. Am Anfang kostet es lediglich ein wenig mehr Konzentration, bis man sich daran gewöhnt hat.
Jeder kann sich natürlich sein eigenes Wort aussuchen und damit experimentieren. Man sollte sich lediglich ein unverwechselbares Wort, das nicht so ähnlich klingt wie z. B. irgendein Kommando, aussuchen und dann auch bei diesem Wort bleiben.