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Auftrensen

Einführung

Dieser Artikel ist für jene Reiter bestimmt, die - genauso wie ich damals - obwohl es ihnen schon dreimal vollständig erklärt wurde, es immer noch nicht können: Das Auftrensen.
Zunächst mal zwei Dinge zur Erklärung: Erstens meint es kein Reitlehrer irgendwie böse, wenn er Unverständnis darüber äußert, daß wir das mit dem Auftrensen auch nach mehreren Vorführungen nicht gleich fehlerfrei beherrschen. Er hat nur chronisch wenig Zeit und kann sich überhaupt nicht mehr vorstellen, daß das für einen Anfänger so kompliziert sein kann. Und zweitens: Die anderen Reitschüler, die Ihnen von nun an beim Auftrensen behilflich sein sollen, haben einmal genauso angefangen, wie Sie. Deshalb macht es jeder ein wenig anders und kaum einer kann es richtig erklären.

Es gibt verschiedene Reithalfter, z. B. das Englische, das Mexikanische, das kombinierte oder verschiedene Western-Reithalfter. Im Folgenden benutze ich ein sehr einfaches Western-Reithalfter, das nur über einen Kehlriemen verfügt, um Ihnen das Prinzip darzustellen. Bis zu diesem Umfang gleichen sich alle Reithalfter. Bei den anderen kommen dann noch andere, meist Nasen- und Sperr-Riemen hinzu.
Zur allgemeinen Begriffsklärung nur soviel: Das Wort "Trense" wird von Reitern doppeldeutig benutzt: Die eigentliche Trense, oft eine sog. Wassertrense, ist das meist metallene Trensengebiß. Aber auch das Ganze, also die Wassertrense und das Reithalfter mit oder ohne Zügel wird gern als Trense bezeichnet.

Mein Pferd Guy dreht seinen Kopf zu mir, wenn ich das Stallhalfter abgenommen habe. So kann ich ihm die Zügel leichter über den Hals legen und muß mich nicht sorgen, daß er mir wegläuft. Wenn ich ihm das Trensengebiß ins Maul schieben möchte, macht er dieses sofort weit auf, so daß das Auftrensen bei ihm ein Leichtes ist. Beides habe ich ihm so beigebracht.
Wenn das bei jedem Pferd so einfach wäre, bräuchte ich diesen Artikel hier nicht zu schreiben. Es ist aber nicht immer so einfach. Deshalb kommen wir jetzt zur ...

Durchführung

Wie schon gesagt, gibt es also verschiedene Wege zum Ziel. Es gibt den ganz sicheren Weg, bei dem das Pferd die ganze Zeit das Stallhalfter um den Hals behält und damit angebunden bleibt. Diesen Weg habe ich als für einen Anfänger als extrem unübersichtlich im Gedächtnis behalten. Denn zu den vielen Riemchen und Schnallen kommen jetzt auch noch Stallhalfter und Strick hinzu...
Es gibt den ganz schnellen Weg: Stallhalfter abnehmen, Reithalfter / Trense anlegen. Nicht jedes Pferd bleibt unangebunden stehen...
Ich habe deshalb für die folgende Darstellung einen Zwischenweg verwendet, bei dem das Pferd zu jedem Moment etwas um den Hals hat, mit dem ich es festhalten und dirigieren kann. Zu keinem Zeitpunkt ist es ungesichert; entweder hat es das Stallhalfter oder die Zügel um den Hals, oder später das Reithalfter bereits angelegt.

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Zuerst klinke ich den Führstrick aus dem Halfter aus. Das Halfter bleibt dran, damit ich das Pferd daran festhalten kann, wenn es nötig ist. Die Trense, die ich zuvor über der Schulter hängen hatte, habe ich mir jetzt über den Arm gehängt. Die Zügel halte ich so, daß sie sich nachher nicht kreuzen und deshalb nochmal abgenommen werden müssen (also vorher überlegen / ausprobieren!). Nun lege ich dem Pferd die Zügel über den Hals und schiebe sie nicht so weit nach hinten, damit ich das Pferd damit festhalten kann, wenn ich als nächstes das Stallhalfter entferne. Vorbereitend zum Auftrensen nehme ich nun das Pferd liebevoll in den Arm. Dieser "Griff" hilft mir folgendermaßen: Ich habe an allen Seiten Kontakt zum Pferd mit meinem Arm, meiner Hand oder Brust. Sobald das Pferd auch nur darüber nachdenkt, sich z. B. nach links dem Auftrensen zu entziehen, erzeuge ich sofort ein wenig Gegendruck mit meinen leicht gebogenen Fingerspitzen auf dieser Seite.
Das gilt auch genauso für die anderen Richtungen: Will das Pferd nach vorn oder nach rechts ausweichen, erzeuge ich gleichzeitig etwas Gegendruck mit meiner Hand bzw. meinem Arm, nach hinten mit meiner Brust. Je frühzeitiger ich reagiere, desto weniger Kraft benötige ich hierzu. Bin ich schnell genug, kann sich das bezüglich des erforderlichen Kraftaufwandes statt eines Kampfes wie ein Frage-Antwort-Spiel anfühlen: "Können wir das mit dem Auftrensen lassen?" - "Nö." - Gibt das Pferd nach, lasse auch ich den Druck sofort wieder weg.
Etwas zur Reaktionsschnelligkeit: Das Auftrensen ist eine Situation, bei der man oft schon vorher weiß, wie sich dieses Pferd verhalten wird. Deshalb kann man geistig vorbereitet sein und blitzschnell reagieren, so daß man fast keine Kraft benötigt. Das macht Eindruck auf das Pferd! Es wird dann viel weniger versuchen, sich dem Vorgang noch weiter zu entziehen.
Nun greift man die Trense mit der rechten Hand ähnlich wie einen Blumenstrauß und hebt sie soweit, daß das Trensengebiß genau vor den Lippen des Pferdes zu liegen kommt. Die Hand liegt dabei weiterhin auf dem Nasenrücken auf. Das Gebiß schiebt man dem Pferd so ins geöffnete Maul, daß es nicht an die Zähne anschlägt. Und wenn sich das Pferdemaul nicht öffnet? - Das passiert sehr häufig. Viele Pferde haben herausgefunden, daß sie damit allen Anfängern das Anlegen der Trense unmöglich machen können Dann kann man seinen eigenen Daumen seitlich ins Pferdemaul schieben, dort wo das Trensengebiß zu liegen kommt und keine Zähne sind. Das Maul geht dann meistens auf. Wenn nicht, kann man auch minutenlang dem Pferd im Maul herummatschen / -kitzeln. Bei fast jedem Pferd kommt irgendwann der Punkt, wo das Maul aufgeht.
Wichtig hierbei: Der oben beschriebene "Griff" muß dabei erhalten bleiben. Und ich muß immer noch darauf vorbereitet sein, daß das Pferd ausweichen möchte. Wenn ich schnell reagieren und wieder nachgeben lerne, wird auch das bald kein Problem mehr darstellen. - Mit "schnell reagieren" meine ich nicht ruckartig und grob. Damit habe ich anfangs solche Pferde nur noch unwilliger gemacht. Alle Bewegungen sind trotz Schnelligkeit weich bis zäh. Vielleicht muß man sich statt der Schnelligkeit eher "Rechtzeitigkeit" vorstellen. Und - auch wichtig (ist ja immer wieder dasselbe Prinzip): Das Nachgeben sollte irgendwann genauso rechtzeitig gelingen.
So, mit der rechten Hand hält man die Trense noch einen Moment weiter fest, bis das Gebiß nicht mehr herausrutschen kann; mit der linken Hand streift man die Trense erst über das eine, dann das andere Ohr. Währenddessen (gleich zu Anfang) wird die rechte Hand frei, so daß man mit ihr das jeweilige Ohr schützen und dirigieren kann. Gleich danach schließt man den Kehlriemen, und wenn noch weitere da sind, von oben nach unten die übrigen Riemen (also normalerweise erst Nasen- dann Sperriemen). Den Mähnenschopf zieht man unter dem Stirnriemen hervor. Falls man jetzt noch etwas anderes vor hat, kann man das Stallhalfter dem Pferd nochmal um den Hals legen und den Führstrick nochmal einhängen. Dabei sollten die Zügel frei beweglich bleiben. Behält jemand das Pferd im Auge, kann man nun auch anderen beim Auftrensen helfen gehen.
Ja, mir ist auch schon aufgefallen, daß da eigentlich ein Foto fehlt. Und zwar an der Stelle, wo man die Trense über die Ohren streift. Da war ich wohl zu schnell, und weder mir noch der Fotografin ist eingefallen, daß das ja auch eine wichtige Phase ist. Ist aber vielleicht nicht weiter schlimm. Was gibt es hier zu sagen?: Manche bestehen darauf, daß das jeweilige Ohr unbedingt mit der Hand nach vorn gestellt werden soll, bevor der Trensenriemen darübergeschoben wird. Andere beharren auf die andere Richtung, also: Ohr nach hinten. - Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube, dem Pferd ist es egal. Wichtiger erscheint mir, daß es eine flüssige Bewegung sein sollte. Also am günstigsten streift man die Trense in jeweils einem Zug über das eine Ohr, dann die andere Seite über das andere Ohr. Was nicht passieren sollte: daß ein Ohr unter dem Kopfriemen eingeklemmt bleibt, während man sich mit anderen Teilen der Trense beschäftigt. Denn das ist nicht allen Pferden egal, sondern macht einige von ihnen ziemlich nervös.