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Angst und Vertrauen

Ein ängstlicher Mensch oder ein ängstliches Pferd hat kein Vertrauen. Ein Mensch oder Pferd mit Vertrauen hat keine Angst.

Angst behindert die Lernfähigkeit von Mensch und Tier. Ein Pferd, das Angst hat, kann nichts lernen. Hat ein Pferd Angst, ist seine Konzentration hauptsächlich auf die ängstigende Situation oder das Objekt der Angst gerichtet. Seine Handlungen sind dann weitgehend durch die Angst bestimmt. Es kann dadurch sehr viel weniger leisten als in angstfreien Situationen.
Deshalb sollten wir niemals mit der Angst des Pferdes arbeiten, in der Hoffnung, das Pferd würde vor Angst endlich gehorchen. Vielleicht funktioniert das in einer konkreten Situation einmalig. Das Pferd hat dadurch aber nichts Vorteilhaftes gelernt. Im Gegenteil. Beim nächsten Auftreten der gleichen Situation, also wenn ich von meinem Pferd das gleiche verlange, wird seine Angst, die ich beim letzten Mal hervorgerufen habe, wieder auftreten.

Daß Pferde auch vor uns Menschen Angst entwickeln können, haben wir also bereits gesagt. Wie steht es aber mit unserer Angst? - Es ist völlig normal, daß wir am Anfang Angst vor Pferden haben: Sie sind größer und stärker als wir. Wir kennen sie nicht.
Je besser wir sie aber kennenlernen, desto mehr wird unsere Angst schwinden, desto berechenbarer werden Pferde für uns und desto sicherer werden wir im Umgang mit Pferden.

Wichtig:
Je sicherer wir aber im Umgang mit Pferden werden und je mehr wir über sie wissen, desto mehr Ruhe, Kontinuität und Vertrauenswürdigkeit können wir ihnen entgegen bringen, desto mehr wird ihre Angst schwinden, und statt dessen können sich Vertrauen und Respekt entwickeln.

Vertrauen kann sich auf Seite der Pferde entwickeln, wenn sie uns aus ihrer Sicht als kompetent, gleichmäßig in unseren Entscheidungen und zuverlässig kennengelernt haben. Unser Vertrauen und das der Pferde stehen in Wechselwirkung zueinander: Haben wir erst einmal festgestellt, daß ein Pferd uns vertraut, so entsteht auch auf unserer Seite Vertrauen zum Pferd. Bemerkt das Pferd unser Vertrauen zu ihm, so wächst auch seines zu seinen Menschen.

Respekt zu uns entsteht beim Pferd, wenn wir unsere vernünftigen, für das Pferd sinnmachenden Entscheidungen auch konsequent aber gewaltfrei und dafür wohl durchdacht durchsetzen und die Einhaltung unserer aufgestellten Regeln auch überwachen. Ausnahmen darf und muß es dabei geben: Habe ich mich bei einer Entscheidung geirrt, und das Pferd zeigt mir meinen Irrtum, bestehe ich nicht auf die Durchsetzung meiner Forderung. Würde ich dies dennoch tun, könnte das das Vertrauen, das mir mein Pferd entgegenbringt, teilweise wieder zerstören.