Der IndividualbereichJedes Individuum, jedes Pferd hat eine Individualdistanz, die nur durch bestimmte andere, ihm nahestehende Individuen unterschritten werden darf. Nicht "berechtigte" oder unerwünschte Individuen werden aus diesem Bereich vertrieben oder vertreiben auch das Pferd selbst von seinem Platz. Sie kennen das auch von sich selbst: Ihr Partner oder Ihre Kinder können Ihnen nicht zu nahe kommen. Sie dürfen Ihre Individualdistanz bedenkenlos unterschreiten. Kommt ein Fremder während eines Gespräches immer näher, sieht die Sache schon ganz anders aus. Je nach Typ ziehen Sie sich dann zurück oder "vertreiben" diese Person aus Ihrem Individualbereich. Hochgezüchtete Pferde haben oft eine größere Individualdistanz als andere Pferde. Wichtig:
Wenn wir Menschen Umgang mit Pferden haben, müssen wir immer wieder den Individualbereich unseres Pferdes betreten können. Konsequenzen für den ReiterWenn wir ein Pferd von der Weide abholen wollen, kann es vorkommen, daß das Pferd, nachdem wir uns bis auf ein paar Meter angenähert haben, uns sein Hinterteil zuwendet und langsam von uns weggeht.Bleiben wir dann sofort stehen, wird auch das Pferd eventuell stehenbleiben. Wir können einen neuen Annäherungsversuch starten (Bogen gehen, um nicht von hinten an das Pferd heranzutreten). Dabei sollten wir diesmal von selbst schon vor Erreichen der Distanz, bei der das Pferd vorher begann wegzulaufen, einen Augenblick stehenbleiben und warten, bevor wir wieder ein paar Meter gehen, um erneut zu warten (vielleicht je 15 Sekunden). So haben wir eine größere Chance, ein solches Pferd doch noch zu erreichen. Woran erkenne ich die Individualdistanz eines Pferdes schon vorher?Ab einer Entfernung von vielleicht 10 Metern muß ich anfangen, darauf zu achten: Normalerweise hat ein Pferd seinen Kopf nach unten ins Gras gesenkt um dort zu fressen. Ab und zu kontrolliert es für einen Moment die Umgebung, um gleich wieder weiterzufressen. Hebt das Pferd während ich mich annähere auch nur ein wenig seinen Kopf und deutet ein Kopfdrehung in meine Richtung an, wendet es mir für diesen kleinen Moment seine Aufmerksamkeit zu. Das passiert vor allem, wenn ich seinen Individualbereich betrete. Dann bleibe ich sofort für ein paar Sekunden (z. B. 15-30s) stehen und schaue mich ruhig in der Gegend um. Das Pferd senkt meist seinen Kopf wieder; ich gehe weiter.Aus Sicht des Pferdes hat das in etwa die Bedeutung von Anklopfen an seiner Tür. Das In-der-Gegend-Umschauen zeigt ihm, daß ich - wie ein anderes Pferd - unsere Umgebung sichere, indem ich nach Gefahren (Raubtieren) Ausschau halte. Siehe auch: Sprache - Annäherung ans Pferd |