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Was Pferde nicht mögen

Veränderungen in Ihrer gewohnten Umgebung

Pferde sind Gewohnheitstiere. Bei ihnen ist der Wunsch nach Unveränderlichkeit ihrer Umgebung und ihres Tagesablaufs sehr ausgeprägt. Liegt oder steht zum Beispiel auf dem gewohnten Weg etwas herum, was dort sonst nicht war, kann es passieren, daß ein Pferd sich weigert, daran vorbeizugehen. Es kann sich auch furchtbar aufregen, Angst bekommen und deshalb scheuen oder sogar umkehren.
Deshalb muß man als Reiter oder Führer des Pferdes so früh wie möglich reagieren und dem Pferd mitteilen, daß man die Veränderung ebenfalls bemerkt hat, und danach sofort eine Entscheidung treffen, was nun zu tun ist (z. B. Weitergehen).

Allein von der Herde weg müssen

Es kommt häufig vor, daß Pferde sich weigern, allein mit dem Menschen von der Herde wegzugehen. Noch häufiger bemerkt man aber zumindest ihren Widerwillen dagegen. Pferde wissen, daß ihnen die Herde Schutz und Stabilität gibt. Ein Pferd allein in freier Natur wäre ein potentielles Opfer von Raubtieren. (Pferde können nicht wissen, daß es in unseren Breitengraden gar keine Raubtiere mehr gibt.) Deshalb fällt es vielen Pferden schwer, sich von der Herde zu entfernen, wenn nicht wenigstens ein zweites Pferd mitkommt.

Wind

Wenn es sehr windig ist und der Wind in den Ohren saust, hört man die Geräusche der Umgebung viel schlechter. So könnte es passieren, daß man ein Raubtier oder eine andere mögliche Gefahr überhört. Das führt beim Pferd zu erhöhter Aufregung und Angst.

Nebel

Für Nebel gilt Ähnliches, wie für Wind: Aufgrund der eingeschränkten Sichtweite bei Nebel könnte man mögliche Gefahren eventuell übersehen oder erst zu spät wahrnehmen. Deshalb ist es für ein Pferd nicht sehr angenehm, im Nebel ihren Reiter durch die Gegend tragen zu müssen. (Auch, wenn der Reiter das sehr romantisch und schön findet.)

Traktoren

Autobahnbrücken

Knisternde Plastetüten

...

Wichtig:
Man kann seinem Pferd solche Situationen erleichtern, wenn man es lernt, ihm ein zuverlässiger und kompetenter Leitmensch zu sein.
Das Pferd soll lernen, daß sein Mensch jede erdenkliche, noch so Angst einflößende Situation absolut beherrscht.
Verstärkt nimmt man die Abneigungen seines Pferdes wahr, wenn man mit ihm allein unterwegs ist, wenn keine weiteren Pferde dabei sind. Dann liegt die Verantwortung für die Situation um so mehr beim Reiter.

Wozu muß man das wissen?

Es gibt also viele Dinge, die Pferde nicht mögen. Dies darf aber für uns nicht heißen, daß wir von nun ab alle solche Situationen meiden, die Pferden Angst machen könnten.

Es geht um ein Prinzip, daß wir lernen müssen:
  • Der Mensch führt sein Pferd durch solche Situationen
  • Er zeigt ihm, daß es keinen Grund gibt, Angst zu haben.


Um einem Pferd zeigen zu können, daß eine Situation ungefährlich ist, muß man es erst einmal in diese Situation hineinführen. Dazu kann sogar zunächst etwas mehr Druck erforderlich sein. Dieser kann umso geringer ausfallen, je schneller, je rechtzeitiger ich ihn ausübe.

Als ich einmal mit Ikarus im Wald unterwegs war, kamen wir an einen kleinen Graben. Ich dachte mir überhaupt nichts dabei, denn man konnte meiner Meinung nach einfach darübersteigen. Ikarus sah das wohl anders, denn er blieb abrupt stehen. Ich trieb ihn nochmals vorwärts mit dem Ergebnis, daß er rückwärts ging. Sofort erhöhte ich den Schenkeldruck deutlich (und wirklich nur den Schenkeldruck! Niemals die Hacken einsetzen!). Er ging wieder vorwärts. Als er vor dem Graben auch nur ans Zögern dachte, trieb ich sofort wieder nach. Er sprang auf die andere Seite.
Selbstverständlich habe ich das Pferd umgehend und ausgiebig gelobt.


Nie darf ich selbst in solchen Momenten, in denen das Pferd vor etwas Angst hat, Zweifel haben, ob wir das vor uns liegende schaffen können. Meine Zweifel spürt auch sofort das Pferd. Wenn es aber weiß, daß ich eigentlich auch nicht "will", würde es nicht verstehen, warum ich trotzdem Druck ausübe.