Die Sinne der Pferde

Wie das Pferd die Welt sieht

Die Pferdeaugen sind anders gebaut als die des Menschen und haben eine andere Position am Kopf. Daraus ergeben sich andere Verhaltensweisen und ein anderes Sichtfeld als beim Menschen.

Sichtfeld des Pferdes
  • Direkt vor und hinter sich hat das Pferd blinde Bereiche. Das ist der Grund dafür, warum wir uns bemerkbar machen müssen, wenn wir uns dem Pferd von hinten nähern. Läßt das Pferd zu, daß wir es an der Stirn - einem Bereich, den es ebenfalls nicht kontrollieren kann - streicheln, muß es uns bereits eine Portion Vertrauen entgegen bringen.
    Ein Pferd sieht den Reiter auf seinem Rücken nicht. Dazu muß es den Kopf ein wenig zur Seite drehen. Erlauben wir dies dem Pferd nicht wenigstens einen Moment, sind wir selbst daran Schuld, wenn es von einem plötzlich in seinem Sichtfeld erscheinenden Reiterbein oder einer Gerte erschrickt und verunsichert ist.
  • Räumliches Sehen ist dem Pferd nur vor sich in einem Bereich von ca. 60° möglich. Der Rest ist einäugiges Sehen.
  • Allerdings beschert die Anordnung seiner Augen am Kopf dem Pferd nahezu einen Rundumblick.
  • Besonders gut kann das Pferd Bewegungen wahrnehmen. Unbewegliche Objekte kann es gelegentlich übersehen. Das erklärt die Schreckreaktion des Pferdes, wenn sich z. B. eine Papiertüte im Wind bewegt, die wir vielleicht schon lange vorher entdeckt haben.
  • Pferdeaugen stellen das Bild nicht durch Änderung der Linsenkrümmung scharf. Um Gegenstände in der Nähe scharf zu sehen, muß das Pferd den Kopf senken. Will es entfernte Objekte fokussieren, muß es den Kopf heben. Das sollte man dem Pferd nach Möglichkeit auch beim Reiten zeitweise erlauben. Schon vom Weiten kann man also sehen, ob die Aufmerksamkeit eines Pferdes auf nahe oder entfernte Objekte gerichtet ist.
  • Pferde sehen in der Dämmerung oder Dunkelheit wesentlich besser als Menschen. Dafür ist eine reflektierende Schicht (Tapetum lucidum) hinter der Netzhaut verantwortlich, die das eintreffende Licht nochmals von hinten auf die Netzhaut reflektiert. Dafür brauchen Pferde aber den Moment der Adaption an eine helle Umgebung noch dringender als wir Menschen.
  • Pferde denken in Bildern.

Das Gehör der Pferde

... ist deutlich empfindlicher als das des Menschen. Pferde hören hohe Töne in einem Bereich, der dem menschlichen Ohr nicht mehr zugänglich ist. Pferde nehmen also Geräusche war, die wir nicht hören können. Deshalb kann es vorkommen, daß ein Pferd plötzlich die Ohren spitzt, sie in eine bestimmte Richtung dreht und stehenbleibt.
Pferde können darüber hinaus mit ihren Ohren direkt in die Richtung einer Geräuschquelle zielen, wie ein Richtmikrofon, indem sie die Öffnungen ihrer Ohren dorthin drehen.

Der Geruchssinn

Auch riechen können Pferde viel besser als wir. Das hat natürlich ähnliche Auswirkungen, wie das empfindlichere Gehör. Pferde nehmen also auch Gerüche war, die viel zu schwach sind, um von uns bemerkt zu werden. Auch dies kann für uns im Moment nicht erklärbare Reaktionen des Pferdes auslösen.
Pferde sind noch mit einem weiteren Riechorgan am Boden der Nasenhöhle ausgestattet, dem Jacobsonschen Organ. Das sind zwei knorpelige Röhren. Der Einsatz desselben wird mit "Flehmen" bezeichnet. Dazu zieht das Pferd die Oberlippe hoch, atmet verstärkt ein und hält die Luft an, um mehr Luft zu diesem Riechorgan zu transportieren. Der Kopf des Pferdes wird dabei nach vorn oben gestreckt und oft ein wenig seitlich gehalten. Hengste tun dies oft, wenn eine Stute "in der Luft liegt". Sie können so die Rossigkeit einer Stute feststellen. Aber nicht nur Hengste flehmen, alle Pferde tun dies, wenn auch seltener. Selbst Fohlen.