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Die Aufmerksamkeit des Pferdes


Beim Reiten wünscht sich der Reiter die volle Aufmerksamkeit des Pferdes. Das Pferd drückt dies aus, indem es die Öffnungen seiner Ohren nach hinten auf den Reiter richtet. (Ein Pferd richtet seine Ohrenöffnungen immer auf das Objekt seiner Aufmerksamkeit.) Von allein wird das aber nicht geschehen. Als Reiter muß ich mich deshalb bemerkbar machen und die Aufmerksamkeit des Pferdes fordern. Am wichtigsten sind dabei die ersten Augenblicke einer jeden Reitstunde. Gleich von Beginn an fordere ich deshalb die Aufmerksamkeit des Pferdes: Richtet das Pferd z. B. das rechte Ohr auf ein anderes Objekt als mich, nehme ich den gleichseitigen Zügel kurz an und verstärke den Schenkeldruck auf dieser Seite für einen Moment, bis sich das Ohr wieder in meine Richtung dreht. Danach gebe ich sofort wieder nach. Je schneller ich dabei reagiere, desto besser. Nach ein paar Minuten wird es reichen, wenn ich das Pferd auf diese Art und Weise immer wieder mal daran erinnere, daß ich noch da bin.

Warum richtet das Pferd seine Aufmerksamkeit überhaupt auf seine Umgebung und läßt sich so leicht ablenken?
Im Artikel Einführende Gedanken - Pferde und Menschen habe ich versucht, kurz und bündig die Sichtweise eines Pferdes zu beschreiben:
Ein Pferd lebt in ständiger Angst vor Raubtieren. Es weiß nicht, wie sie aussehen, aber es weiß, dass es welche gibt. Und es wünscht sich jemanden, der an seiner Stelle aufpasst, ob sich welche nähern. Diesem Jemand, wäre er zuverlässig und konsequent, würde es vertrauen und sich unterordnen. Damit es ohne Angst fressen oder ruhen kann. Diesem Jemand würde es jeden Gefallen tun.
Am liebsten wäre ihm ein anderes Pferd, das diesen Job übernimmt. Aber wenn kein anderes Pferd da ist, würde es sogar einem Zweibeiner vertrauen, wenn dieser denken und sprechen würde wie ein anderes Pferd und auf gefährliche Pferdefresser in der Umgebung achtete. Wenn er ihm jedesmal deutlich und rechtzeitig sagen würde, ob wir flüchten müssen oder nicht. Dem würde es vertrauen. Dann bräuchte es nicht mehr selbst aufpassen und keine eigenen Entscheidungen mehr treffen.


Habe ich die Aufmerksamkeit des Pferdes nicht, kann sich das in Form von verschiedensten Problemen beim Reiten auswirken, da dann wohl etwas anderes die Aufmerksamkeit meines Pferdes hat:
  • Das Pferd reagiert nicht auf meine Reiterhilfen, da es auf andere Dinge konzentriert ist
  • Das Pferd erschrickt vor irgendetwas aus seiner Umgebung.
  • Deshalb scheut es, wechselt die Richtung oder die Gangart.
Habe ich die Aufmerksamkeit des Pferdes, erledigen sich viele Reitprobleme wie von selbst oder entstehen erst gar nicht.
Denn dadurch, dass das Pferd seine Aufmerksamkeit auf mich richtet, nimmt es seine Umgebung weniger intensiv war und lässt sich weniger leicht durch sie ablenken.
Dadurch, dass ich dem Pferd klarmache, dass ich auf die Umgebung achte und es rechtzeitig vor Gefahren warne, kann es sich voll auf mich konzentrieren. Das wird es auch, denn ich habe ihm die anstrengende Aufgabe, auf Raubtiere zu achten, abgenommen.