Auf Signale des Pferdes reagierenAuch das Pferd sendet ständig Signale aus. Wenn ich diese kennenlerne und dann beachte, kann ich darauf reagieren, und antworte dem Pferd somit direkt. Dies ist vielleicht der wichtigste Part der Pferdesprache. Zum Verständnis, was ich damit meine, ein einfaches aber alltägliches Beispiel:Viele Pferde sind an manchen Körperstellen empfindlich oder kitzlig. Dies merkt man sehr deutlich beim Putzen. Schauen wir uns einmal den Ablauf der Situation an, der entstehen kann, wenn wir uns nicht um "Signale" und "Pferdesprache" usw. kümmern: Ich putze gerade den Bereich um die Flanken, als das Pferd ausweicht. Ich ermahne das Pferd, stillzustehen, gehe hinterher und putze weiter. Das Pferd legt die Ohren an und stampft mit dem Fuß auf. Das geht natürlich nicht! Also wird das Pferd sofort lautstark ermahnt, und erhält mit der flachen Hand einen Ordnungsgong. Ich putze weiter und das Pferd beißt mich. Klar, daß ich innerhalb von maximal drei Sekunden zurückhaue, und das Pferd ordentlich ausschimpfe! So - nun steht es aber wie eine Eins! Als nächstes will ich die Hufe auskratzen. Den ersten Huf gibt es mir, zieht ihn aber sofort wieder zurück. Ich schimpfe ordentlich und nehme den Huf nochmals auf. Mit aller Kraft halte ich ihn fest. Fast falle ich dabei hin, aber ich schaffe es irgendwie, den Huf zu halten.... Hier breche ich einfach 'mal ab, damit die Geschichte nicht zu lang wird. Die Probleme und das Geschimpfe können sich nämlich noch bis in die Reitstunde und danach hinziehen! - Zwar ist das Beispiel konstruiert, aber nicht ausgedacht. Denn so beobachte ich das immer wieder, wenn Pferde zum Reiten vorbereitet werden. - Viel ruhiger kann die gleiche Situation ablaufen, wenn man auf die Signale des Pferdes achtet, und überlegt, was sie bedeuten könnten, und dem Pferd nicht gleich Ungehorsam und Respektlosigkeit unterstellt: Ich putze also wieder gerade den Bereich um die Flanken, als das Pferd ausweicht. Da ich mir nicht ganz sicher bin, ob das Pferd ein Problem mit meinem Putzen hat, gehe ich hinterher, putze weiter, aber beobachte es genauer. Als ich sehe, wie das Pferd die Ohren anlegt und das Bein anhebt, höre ich an dieser Stelle mit dem Putzen sofort auf und putze woanders weiter. Die Ohren gehen sofort wieder nach vorn. Hufe auskratzen, satteln, auftrensen - alles geht problemlos. Bevor wir den Stall zum Reiten verlassen, gehe ich noch kurz mit der Hand über die empfindlichen Stellen, da sie mir noch etwas staubig vorkamen. (Muß ja nicht jeder sehen, daß ich dort kaum geputzt habe...) Schön. - Aber warum gehört das zur Pferdesprache? - Dieses zweite Pferd fühlt sich von mir verstanden. Durch meine Reaktion habe ich ihm eine Antwort gegeben und seine Sprache gesprochen: "Aha, du bist da kitzlig? Na gut, ich putze woanders weiter." - Das erste Pferd dagegen fühlte sich die ganze Zeit völlig unverstanden. Vielleicht glaubte es sogar, ich wollte es bewußt ärgern oder quälen, denn es hatte mir doch klar und deutlich gesagt, daß es dort nicht geputzt werden will... Das Putzen kann mit der gegenseitigen Fellpflege befreundeter Pferde verglichen werden. Sie zeigen sich gegenseitig, wo sie "beknabbert" werden möchten. Weicht ein Pferd dabei aus, weiß das andere sofort: "Aha, dort also nicht." Wichtig:
Eine wichtige Voraussetzung dafür, daß meine Rücksichtnahme auf das Pferd keine negativen Auswirkungen auf sein Verhalten mir gegenüber hat, ist, daß die Rangordnung schon vorher zu meinen Gunsten geklärt ist. Also alles andere, was ich vom Pferd wohlüberlegt fordere, setze ich dann auch konsequent durch. Siehe auch Artikel "Pferde fragen vorher" - da stehen die Antworten schon drin! |