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Umgang mit Pferden - Einleitung

Im vorhergehenden Thema "Verhalten" haben wir etwas über die Rangordnung und verschiedene Arten von Anführern unter Pferden gelesen.
Man muss nun für sich selbst klären, ob man eher die Rolle des Alpha-Tieres anstrebt, oder sich lieber zum Anführer "wählen" läßt. Die Rolle des Alphas liegt mir persönlich gar nicht. Warum nicht? Angst und Zwang führen zu Verspannungen und behindern die Lernfähigkeit sowie die Bereitschaft zur Mitarbeit. Ich fühle mich wohler, wenn ein Pferd sich freiwillig bemüht, meine Wünsche zu erfüllen.
Wenn wir von unseren Pferden, mit denen wir Umgang haben, zum Anführer oder zum Freund gewählt werden möchten, dann sollten wir herausfinden, was erforderlich ist, damit sie sich bei uns wohl fühlen, und wie wir ihr Vertrauen gewinnen können, damit sie sich auf unsere Entscheidungen verlassen. Wenn wir das tun, dann kann es durchaus passieren, daß wir im Urlaub ein "Problempferd" zugeteilt bekommen, und merken gar nichts davon, weil wir uns prima mit ihm verstehen... Es gehört ein wenig Vorarbeit dazu, die Rolle des gewählten Anführers "übernehmen" zu können. Denn ich muss Ruhe und Sicherheit ausstrahlen und konsequent sein, ohne Gewalt anzuwenden. Ich muss in den Augen des Pferdes kompetent sein. Das gelingt mir, wenn ich in den meisten Situationen weiß, was ich vom Pferd erwarten kann und womit ich rechnen muss. Ich muss Pferde verstehen und mich ihnen verständlich machen können. Ich muss wissen, wie ich mich zu verhalten habe. Mit solchem Wissen fühle ich mich sicherer und kann Ruhe ausstrahlen, weil ich ruhig bin.
Wichtig:
Die Ruhe, die Sie durch mehr Sicherheit ausstrahlen, läßt die Pferde, mit denen Sie Umgang haben ebenfalls ruhiger und letztlich vertrauensvoller werden. Der Respekt vor Ihnen wächst dadurch wie von selbst.
Mein gesamter Umgang mit Pferden sollte geprägt sein von meinen Kenntnissen über ihre Eigenschaften als Flucht- und Herdentiere , ihre Denkweise , ihre Art der Kommunikation , ihre Art, die Welt zu sehen, zu hören oder zu riechen . - Jahrelange Erfahrung also? Kann sein, viele sagen das zumindest so, aber Sie können den Prozeß enorm abkürzen, indem Sie sich zunächst theoretisches Wissen über Pferde aneignen, dabei lernen, wie Pferde denken und kommunizieren. Sie machen die nötigen Erfahrungen und Beobachtungen dann nicht mehr zufällig, sondern vorbereitet und nahezu planmäßig und dadurch viel, viel schneller.

Perspektiven...

Wenn wir lernen, die Dinge aus der Perspektive des Pferdes zu sehen, werden wir häufiger Entscheidungen treffen, die für das Pferd auch Sinn machen. Wir beweisen dem Pferd unsere (pferdische) Kompetenz. Wenn das Pferd unsere Entscheidungen versteht, haben wir keine Veranlassung mehr, uns mit Gewalt durchsetzen zu "müssen".

Es wird uns dann leichter fallen, Möglichkeiten zu finden, besser mit unseren Pferden auszukommen. Wenn wir uns also den größten Teil der Zeit, die wir mit ihnen zusammen sind, aus ihrer Perspektive heraus als zuverlässig erweisen und aus ihrer Sicht die richtigen Entscheidungen treffen, geben wir ihnen überhaupt erst die Chance, in uns den wahren Anführer zu erkennen. Wenn uns das gelingt, verzeihen sie uns unsere noch verbleibenden Fehler.