Startseite - Umgang - Kompetenz

Kompetenz

Was ist Kompetenz? Worum geht es da genau?

Es geht uns hier nicht um die Kompetenz, die den anderen Reitern an uns auffallen soll. Ob wir in den Augen anderer Menschen kompetent erscheinen mögen oder nicht, hat auf unseren Umgang mit Pferden ja schließlich keinerlei Auswirkung. - Wenn überhaupt, dann höchstens eine negative.

Worum geht es dann?
Wenn Pferde uns freiwillig folgen sollen, im wörtlichen und im übertragenden Sinne, müssen wir in den Augen der Pferde Kompetenz beweisen. Dazu gehört, dass wir aus Sicht des Pferdes mögliche (pferdische) Gefahren erkennen und einschätzen können. Wir müssen unsere Einschätzung dem Pferd rechtzeitig mitteilen und Entscheidungen treffen, die für das Pferd Sinn machen. Pferde - äh: Menschen - mit solchen Qualitäten sind in den Augen der anderen Pferde kompetent und kommen deshalb als Anführer schon mal prinzipiell in Frage. Kommen zu diesen Eigenschaften noch Ruhe, Selbstsicherheit und gewaltlose Konsequenz hinzu, schließen sich viele Pferde solchen Individuen freiwillig an.

Wie zeigen wir dem Pferd unsere Kompetenz?

Nun scheint die Sache einen Haken zu haben: Wir Menschen reagieren langsamer als Pferde. Bestimmte Dinge, die Pferde eventuell als mögliche Gefahr einstufen, nehmen wir aufgrund unser unterschiedlichen Sichtweise überhaupt nicht wahr. Können wir also die oben beschriebenen Eigenschaften überhaupt aufweisen? Können wir als Menschen also jemals Kompetenz aus pferdischer Sicht erreichen?
Doch, doch. Das geht schon. Überlegen wir mal: Im Gegensatz zu Pferden wissen wir, wie Raubtiere aussehen, und dass es in unseren Breitengraden davon überhaupt keine gibt. Deshalb müssen wir nicht bei jedem unbekannten Gegenstand erst einmal davon ausgehen, es könnte sich um eine Gefahr handeln. Wir wissen weiter, dass uns Traktoren oder andere Landmaschinen sicherlich nicht angreifen werden. Wir müssen lediglich einen gewissen Sicherheitsabstand einhalten. Mit solchem Wissen haben wir den Pferden schon Einiges voraus. Unsere langsamere Reaktion oder fehlende Wahrnehmung können wir ausgleichen, indem wir (nicht auf die Umwelt sondern) auf das Pferd achten. Richtet das Pferd seine Aufmerksamkeit auf etwas - egal was - wissen wir, dass es offenbar etwas entdeckt hat. Wir müssen jetzt nicht suchen, worum es sich dabei handeln könnte, und so wertvolle Zeit verlieren. - Nein, wir sagen dem Pferd einfach, wir hätten es auch gesehen und es wäre nichts Gefährliches! Wir teilen ihm sofort unsere Entscheidung mit, was nun zu tun ist: Wir gehen weiter! (oder arbeiten weiter, je nachdem, was wir gerade getan haben). So nutzen wir einfach die Fähigkeiten des Pferdes bezüglich Reaktion und Wahrnehmung, und kombinieren diese mit unserem eigenen Wissen.

Wie wir dies alles tun, beschreibt der nächste Artikel Aufmerksamkeit